Jeden zweiten Freitag im Februar ist im Bremer Rathaus eine besondere Veranstaltung zu Gast: die Schaffermahlzeit. 100 Kapitäne und Kapitäninnen, 100 Schaffer und Schafferinnen sowie 100 Gäste aus dem In- und Ausland kamen am 14. Februar 2025 zur ihrer 481. Ausgabe im UNESCO-Welterbe zusammen. Bei historischer Speisenfolge sammeln sie Spenden für den Fortbestand der Stiftung Haus Seefahrt, für die soziale Absicherung von Seeleuten, ihrer Angehörigen und Hinterbliebenen.
Ehrengast ist in diesem Jahr der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, der der Einladung der drei gastgebenden kaufmännischen Schaffer gefolgt ist. Für das Haus Seefahrt richten Thorsten Rönner (Geschäftsführender Gesellschafter – H. Rönner Gruppe), Julius Runge (Geschäftsführender Gesellschafter – TEGRO Runge GmbH) und Alexander Schnitger (Gesellschafter – Karl Geuther & Co. Holding GmbH & Co. KG) das diesjährige Mahl aus.
Bevor das traditionelle Essen in der Oberen Halle begann, wurde Ministerpräsident Wüst vom Präsidenten des Bremer Senats, Bürgermeister Andreas Bovenschulte, begrüßt – der Bürgermeister nimmt als Hausherr immer an der Traditionsveranstaltung teil. In der Wandelhalle des Neuen Rathauses trug der Ehrengast sich in das Goldene Buch der Freien Hansestadt Bremen ein.
Ministerpräsident Hendrik Wüst: "Es mag weniger offensichtlich sein als in der Hansestadt Bremen, aber Schifffahrt hat auch in Nordrhein-Westfalen eine lange Tradition und eine große wirtschaftliche Bedeutung: Mit dem Rhein als Europas wichtigster Wasserstraße und dem Duisburger Hafen als größtem Binnenhafen der Welt ist Nordrhein-Westfalen wichtiges Logistikdrehkreuz. Die Schaffermahlzeit ist ein großartiges Symbol für die lange Tradition der Seefahrt und gleichermaßen großes Engagement für bedürftige Seeleute und ihre Familien. Zum ersten Mal darf jetzt ein Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen als Ehrengast an der traditionsreichen Schaffermahlzeit teilnehmen – das ist eine wirklich besondere Ehre, über die ich mich sehr freue."
Bürgermeister Andreas Bovenschulte: "Die Schaffermahlzeit ist jedes Jahr eine wunderbare Veranstaltung, um unseren Gästen die Besonderheiten und den Charme Bremens zu zeigen. Gleichzeitig ist es eine gute Gelegenheit, die Leistungsfähigkeit unseres Bundeslandes und der Menschen, die hier leben und arbeiten, hervorzuheben. Den Fokus darauf zu richten, wo Bremen in Wirtschaft und Wissenschaft überall an der Spitze mitspielt. Der einzigartige Ablauf, die Reden und die Gäste aus dem In- und Ausland sorgen ohne Frage jedes Jahr für eine besondere Atmosphäre in der Oberen Rathaushalle unseres Weltkulturerbes."
Auf Einladung von Bürgermeister Bovenschulte nimmt Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorsitzende des Vorstands des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. an der Schaffermahlzeit teil. "Der Wirtschafts- und Forschungsstandort Bremen gehört zu den führenden Technologieregionen in Europa, nicht nur für die Luft- und Raumfahrt. Dem DLR bieten sich hier vielfältige Möglichkeiten der interdisziplinären Kooperation mit öffentlichen Stakeholdern, der Wirtschaft und Industrie. Deshalb ist es mir Ehre und Freude zugleich, an der Schaffermahlzeit teilnehmen zu dürfen," sagte Prof. Anke Kaysser-Pyzalla.
Im Anschluss an den Eintrag nahmen die Schaffer und Schafferinnen, Seeleute und Gäste an der großen Tafel – aufgebaut in Form des Dreizacks des Meeresgottes Neptun – in der Oberen Halle Platz. Für die rund 100 Gäste ist es ein einmaliges Erlebnis, da für sie eine Teilnahme nur einmal im Leben möglich ist.
Die fünf Stunden der Schaffermahlzeit sind minutiös geplant: vom Servieren der fünf Gänge, über das Halten der insgesamt zwölf Reden bis hin zum Sammeln der Spenden. Das Menü wurde über die vergangenen Jahrhunderte kaum verändert. Es ist im Grunde eine "einfache, altbremische Mahlzeit": Hühnersuppe, Stockfisch, Braunkohl, Kalbsbraten und Rigaer Butt. Dazu wird Seefahrtsbier aus Silberhumpen getrunken – ein besonderes Braunbier, das ausschließlich zur Schaffermahlzeit gebraut wird.
Die Schaffermahlzeit in Bremen ist das älteste, sich alljährlich wiederholende Freundschaftsmahl der Welt. Diese Tradition symbolisiert die Verbindung zwischen der Seefahrt und den Kaufleuten.