Das Bremer Rathaus und der Roland sind seit 2004 UNESCO-Welterbe. Mit dem Titel "Stadt der Literatur“ hat die UNESCO Bremen im Sommer 2023 ausgezeichnet. Der seit dem Jahr 1405 vom Bremer Ratskeller betriebene Weinhandel zählt als Teil der deutschen Weinkultur seit 2021 zum immateriellen Kulturerbe. Kein Zweifel: Bremen ist reich mit Weltkultur gesegnet. Am 1. Dezember 2023 kam eine weitere Auszeichnung dazu. Im Rathaus der Hansestadt Lübeck wurden im Rahmen eines internationalen Festakts die UNESCO-Urkunden zur Auszeichnung von Dokumenten zur Geschichte der Hanse als Weltdokumentenerbe übergeben.
Der UNESCO-Exekutivrat hatte im Mai des Jahres entschieden, Dokumente zur Geschichte der Hanse in das internationale Register des UNESCO-Programms zum Weltdokumentenerbe "Memory of the World" (MOW) aufzunehmen. Darunter befinden sich auch zwei Stücke aus dem Staatsarchiv Bremen. Mit der Ernennung verbunden ist künftig die verstärkte Mitwirkung in einem kooperativen internationalen Netzwerk, das Kulturarbeit in einem weit umfassenden Sinn versteht.
Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte: "Über diese weitere Auszeichnung der UNESCO für Bremen und seine Kultureinrichtungen freue ich mich sehr. Man könnte ja fast schon sagen, dass Bremen eine regelrechte 'UNESCO-City' ist. Mit der Verleihung des Weltkulturerbe-Titels in 2004 und gleich zwei Ernennungen in diesem Jahr mit 'Weltdokumentenerbe' und 'City of Literature' kommt Bremen ganz offensichtlich eine besondere Rolle zu, wenn es um die Bewahrung oder die Förderung unseres kulturellen Erbes geht. Ich gratuliere den Beteiligten sehr herzlich zu der großen Anerkennung, die Bremens Staatsarchiv und seine Archivalien hiermit erlangen."
Insgesamt wurden 17 Einzeldokumente und Sammlungen zur Geschichte der Hanse in das MOW-Register aufgenommen. Neben Stücken aus den deutschen Hansestädten Lübeck, Bremen, Hamburg, Braunschweig und Köln auch Dokumente aus Belgien, Dänemark, Estland, Lettland und Polen.
Im Zentrum der einzigartigen Aufzeichnungen und Urkunden stehen drei Folianten mit Hanserezessen, den Beschlussfassungen der Hansetage – darunter die älteste Rezesshandschrift des Bremer Rats (1389-1517). Das zweite Bremer Stück ist ein früher Handelsvertrag, der 1294 zwischen Bremen, den Hansestädten an Ostsee und Zuidersee und dem Königreich Norwegen ausgestellt wurde. Sein Original wird im Staatsarchiv Bremen verwahrt. Kaufmannsbriefe aus Reval, Urkunden zum Hansekontor in Nowgorod aus Bremens Partnerstadt Riga sowie Dokumente zu den Hansekontoren in Brügge, London und Bergen ergänzen die Nominierung.
Die Hanse prägte über Jahrhunderte Handel und Wandel zwischen Flandern, dem Baltikum und Skandinavien. Es entwickelten sich dabei nicht nur wirtschaftliche, sondern auch lang wirkende kulturelle Verbindungen. In einem sprachlichen Großraum pflegten niederdeutsche Fernhändler und Ratsherren internationale Netzwerke, in denen neben Waren auch Ideen ausgetauscht wurden. Die hansische Kultur ließ somit Regionen und Menschen von Brügge bis Reval zusammenwachsen. Dies wird von der UNESCO durch die eingetragenen Schriftzeugnisse als wichtiger Beitrag zum Welterbe anerkannt.
Vor der Übergabe der UNESCO-Ernennungsurkunden lag ein mehrjähriges Antragsverfahren, das unter Federführung des Archivs der Hansestadt Lübeck geführt wurde. Der Leiter des Staatsarchivs Bremen, Prof. Dr. Konrad Elmshäuser, hat den Prozess von Anfang an begleitet. Er ist persönliches Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission (DUK) sowie des Kulturausschusses der DUK und stellvertretender Vorsitzender des deutschen MOW-Nominierungskomitees. Dass auch Bremen nun für eine weitere Welterbe-Eintragung die begehrte Auszeichnung überreicht bekommt, freut ihn außerordentlich: "Das ist das Ergebnis einer internationalen Kooperation in Kultur und Wissenschaft und ein wichtiger Tag für die Rolle Bremens in der Welterbe-Gemeinschaft." So entstanden die Bremer Dokumente zur Politik der Stadt in der Hanse im Weltkulturerbe Rathaus. In Bremen stehen damit Weltkulturerbe und Weltdokumentenerbe in ganz enger Beziehung. Zudem sind die Hanserezesse als niederdeutsche Sprachdenkmäler Zeugnisse einer ehemals transnationalen Sprachgemeinschaft, die es heute als kulturelles und sprachliches Erbe zu bewahren und zu pflegen gilt. Dies ergänzt sich, so Elmshäuser "auch hervorragend mit Bremens neuem Titel als UNESCO City of Literature im Netzwerk der Creative Citys der UNESCO".
Mit dem Status als Weltdokumentenerbe geht die Verpflichtung einher, die Dokumente zu bewahren und sie öffentlich zugänglich zu machen. Dies unterstreicht auch Elmshäuser als Archivleiter: Die Bremer Rezesshandschrift ist über das Archivinfosystem des Staatsarchivs bereits digital frei zugänglich – darüber hinaus verpflichtet das Dokumentenerbe zur aktiven Arbeit im Sinne der Unesco.
Das internationale Register des UNESCO-Weltdokumentenerbes "Memory of the World" (MOW) umfasst derzeit 427 Einträge, darunter 24 aus Deutschland. Alle zwei Jahre kann jedes Land zwei Einträge vorschlagen. Internationale Gemeinschaftsnominierungen wie der Hanseantrag unterliegen keiner zahlenmäßigen Beschränkung.
Ein internationales Komitee (International Advisory Committee) spricht eine Empfehlung über die Aufnahme in das Weltregister aus, zur Entscheidung bedarf es der Bestätigung durch den UNESCO-Exekutivrat.
Das Programm zielt auf den Erhalt medialer Zeugnisse von außergewöhnlichem universellem Wert in Archiven, Bibliotheken und Sammlungen. Sie sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und das Bewusstsein für ihre Bedeutung geschärft werden.
Weitere Informationen unter www.weltdokumentenerbe.de