Die Rolandsstatue vor dem historischen Rathaus gilt als eines der bekanntesten Wahrzeichen von Bremen. Mit einer Höhe von mehr als 10 Metern ist der Ritter auf dem Marktplatz die größte freistehende Statue des deutschen Mittelalters und gehört seit 2004 zum UNESCO-Welterbe.
Der im Jahre 1404 errichtet steinerne Bremer Roland, ist eine der ältesten und repräsentativsten Rolandstatuen, die einst als Symbol für Freiheit und Marktrecht auf Marktplätzen in Mitteleuropa errichtet wurden. Sie nimmt Bezug auf eine historische Persönlichkeit, nämlich einen Paladin (Begleiter) von Kaiser Karl dem Großen. Der Roland in Bremen soll deutlich machen: Der Kaiser ist Gründer der Stadt, er hat ihr Rechte und Privilegien verliehen.
Die ca. 5,5 Meter hohe Figur steht auf einem 60 Zentimeter hohen, gestuften Podest. Im Rücken wird sie von einem Pfeiler gestützt, der von einem gotisch ornamentierten Baldachin gekrönt wird. So erreicht das Denkmal eine Gesamthöhe von 10,21 Metern und ist damit die größte freistehende Statue des deutschen Mittelalters.
Roland und Rathaus in Bremen sind Welterbe der Menschheit, weil sie als außergewöhnliches Zeugnis für bürgerliche Autonomie und Souveränität stehen, wie sie im Laufe von Jahrhunderten in Europa entstanden. Und sie reflektieren in ihrer Symbolik bis heute den eigenständigen Status des Stadtstaates Bremen.
Mehr dazu hier auf der Website und auf: https://www.denkmalpflege.bremen.de/denkmaeler/roland-51660?asl=bremen160.c.37984.de
Von Alexandra Albrecht
Michael Paesler hat dem Roland die Schuhe geputzt. Mehrere Jahrhunderte standen die 60 Zentimeter langen, spitzen Exemplare bei Wind und Wetter auf dem Marktplatz. Der Regen spülte kleine Dellen in den Stein, Schmutz hinterließ schwarze Flecken. Mit einem dünnen Pinsel und Wasser reinigte der Steinmetz und Restaurator in seiner Werkstatt das wertvolle originale Schuhzeug, das im Focke-Museum verwahrt wird. 1968 hatte der Senat die Restaurierung der Standplatte beschlossen, damals folgte der Austausch mit einer Kopie.
Im Magazin befinden sich ebenso der ursprüngliche Gürtel und eine Hand mit Schwert, die schon 1938 ausgetauscht worden sind. Auch diese Objekte kamen in die "Reinigung" von Michael Paesler. In Absprache mit dem zuständigen Restaurator des Focke-Museums, Olaf Ruprecht, festigte er außerdem die nur noch spärlich vorhandene Farbfassung. Denn zukünftig sollen Gürtel, Hand und Schwert mit den Schuhen ausgestellt werden und den bereits zu sehenden Kopf ergänzen.
Ab 2026, wenn das Hauptgebäude des Focke-Museums mit einer erweiterten Ausstellungsfläche wiedereröffnet wird, werden die Besucher und Besucherinnen eine neue Sammlungspräsentation zur bremischen Geschichte vorfinden. Hinter den Kulissen sind die Vorarbeiten schon intensiv angelaufen, das Museumsteam überlegt u.a., welche der vorhandenen Exponate weiterhin ausgestellt werden und welche neu dazukommen, schließlich sollen dann auch die Jahre ab 1945 thematisiert werden.
Der Marktplatz wird einen eigenen Ort erhalten, er wird prominent präsentiert werden, um die Bedeutung des jahrhundertealten Zentrums kirchlicher, politischer und wirtschaftlicher Macht anschaulich zu machen. Dafür stehen Teile des Originalpflasters und eben die Schuhe, der Gürtel und der Kopf des Roland zur Verfügung. Aber auch historische Ansichten aus verschiedenen Zeiten und Originalobjekte des Rathauses, des Doms und der Bremischen Bürgerschaft.
Dass der Original-Kopf des Roland seit den 1980er-Jahren im Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen ist, wird vielen bekannt sein, schließlich begrüßt er die Besucher und Besucherinnen gleich rechts hinter dem Eingang. 1982 wurde der Ritter enthauptet, um das Original vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Obwohl der ihn umgebende Baldachin zeitweise einen Witterungsschutz trug, hatten Regen und Kälte dem Stein stark zugesetzt, Frostrisse durchzogen den Elmkalk. Mehrere Flickstellen, angestückte Partien und mit Zement verkittete Nähte und Sprünge verraten das wahre Alter der jugendlich wirkenden Gestalt. Immerhin steht er schon seit 1404 auf dem Marktplatz, wo er im Zusammenhang mit dem Neubau des Rathauses errichtet wurde und seinen hölzernen Vorgänger ersetzte.
Rolandfiguren sind eine Besonderheit norddeutscher Städte, sie fanden im Mittelalter aber in ganz Europa Verbreitung. Der Bremer Roland aber ist die älteste und die künstlerisch bedeutendste und überhaupt die erste freistehende Großplastik des Mittelalters mit einer Gesamthöhe von 10,2 Metern. Seine intensive bunte Farbfassung wurde Ende des 18. Jahrhunderts grau überstrichen und seitdem stets nur reduziert erneuert.
Der dem Rathaus zugeordnete Roland ist bis heute das Wahrzeichen bremischer Unabhängigkeit und städtischer Rechte und Freiheiten, darunter das Marktrecht, die städtische Gerichtsbarkeit und als besonderes Privileg Bremens die sogenannte Kaiser- und Reichsfreiheit, wie es die auf dem Schild um den doppelköpfigen Reichsadler gelegte Inschrift verkündet. 1512 erfolgte bereits eine gründliche Erneuerung der Skulptur, damals wurde der jetzige Schild gegen ein kleineres Exemplar ausgetauscht. Mehrfache Änderungen der Pfeilerbekrönung sind überliefert, ebenso der Austausch schadhafter Teile. Das Gitter ist eine Rekonstruktion der seit Kriegsende verschollenen Umzäunung.
Diesen Beitrag hat das Bremer Focke-Museum zur Verfügung gestellt: www.focke-museum.de/artikel/von-kopf-bis-fuss/
Mehr dazu:
Welterbeantrag: Das Rathaus und der Roland auf dem Marktplatz in Bremen. Herausgeber: Konrad Elmshäuser, Hans-Christian Hoffmann, Hans-Joachim Manske
Jürgen Pätzold: Die Verwendung von Naturwerksteinen beim Bau des gotischen Bremer Rathauses, in Denkmalpflege in Bremen, Heft 18