Obere Rathaushalle, Kaminsaal oder doch die Güldenkammer? Welcher Raum der schönste im Rathaus ist, lässt sich nur schwer sagen. Jeder Raum hat seinen eigenen Zauber und seine eigene Atmosphäre. Machen Sie sich selber einen ersten Eindruck - einen kleinen Einblick in die Räume des Welterbes erhalten Sie hier.
Sie heißt schlicht: Die Obere Halle. Der profane Name verbirgt zunächst, dass es sich hier um Bremens schönsten, repräsentativsten Festsaal handelt. Jahrhunderte lang tagte hier der Rat der Stadt. Hier wurden Entscheidungen zum Wohle der Stadt getroffen, Verträge geschlossen, Recht gesprochen und Abgesandte anderer Länder empfangen. Die prachtvoll ausgestattete Obere Rathaushalle – einfach Obere Halle genannt – ist Bremens schönster und repräsentativster Raum. Die Obere Halle strahlt eine beeindruckende feierliche Würde aus. Was auch immer die Faszination begründet: Dieser einzigartige Raum , einst von dem Dichter Rudolf Alexander Schröder als "Heiligtum bremischen Bürgerstolzes" bezeichnet, sucht seinesgleichen.
Sie ist ein Kleinod, ein Juwel, um das Bremen vielfach beneidet wird: Die Güldenkammer ist ein Raum im reinen Jugendstil.
Wer sie betritt, spürt eine fast heitere Festlichkeit. Der Raum wirkt ebenso glanzvoll wie behaglich. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die bereits 1595 entstandene Kammer von Heinrich Vogeler (1872-1942) umgestaltet.
Er schuf ein Gesamtkunstwerk von einzigartiger ornamentaler Kraft. Überall finden sich die verschlungenen Zierformen des Jugendstils. Alle Details, vom Türgriff bis zum Leuchter, sind zu einer harmonischen Einheit verwoben. Die Wände schmückt eine vergoldete Ledertapete, die bis unter die Decke reicht.
Der Festsaal ist der größte Raum des Neuen Rathauses, das von 1909 bis 1913 nach Plänen des Münchner Architekten Gabriel von Seidl entstand und sich sich harmonsich an das historische Rathaus anschmiegt.
Dunkles, glänzendes Eichenholz an den Wänden, die helle Kassettendecke in wirkungsvollem Kontrast dazu verleihen dem Raum eine besondere Note. Imposant wirkt der Jugendstilleuchter unter der Decke mit seinen von goldbronzenen Girlanden gehaltenen 80 Lampen. Das Original wurde im Zweiten Weltkrieg als Metallspende eingeschmolzen, 1990 wurde der Leuchter nach alten Fotos von der sächsischen Bronzewarenfabrik in Wurzen (bei Leipzig) nachgebildet.In den oberen vier Ecken des Raumes erinnern vier ovale Bilder an die Festungszeiten der alten Stadt: Sie verweisen auf die vier Stadttore Ansgaritor, Braut, Zwinger und Hohentor.
Kurios erscheint heute das kreisrunde, kleine Zimmer, in das man vom Festsaal aus hineinschaut. Einst war es Kaiser Wilhelm II. gewidmet. An Wände unterhalb der Decke sind symbolisch die acht Kardinaltugenden dargestellt. Den gemalten Figuren sind die lateinischen Namen der Tugenden zugeordnet. Es sind die Sanftmut (Lenitas – Frau mit Lamm), die Gerechtigkeit (Justitia – Frau mit Schwert und Waage), die Bescheidenheit (Temperantia – Frau mit Wasser und Wein), der Fleiß (Diligentia – Frau mit Spindel) und die Darstellung der Fürsorge (Caritas – Frau mit Baby), die Frömmigkeit (Pietas – Frau in betender Haltung) und die weise Voraussicht oder Klugheit (Prudentia – Frau mit Spiegel und Schlange). Das einzige Bild, welches einen Mann zeigt, symbolisiert die Stärke (Fortitudo).
Immer wieder dienstags versammeln sich hier der Bürgermeister und die Bürgermeisterin, die Senatorinnen und Senatoren und ihre Staatsrätinnen und Staatsräte am großen ovalen Tisch. Auch der Oberbürgermeister der Seestadt Bremerhaven ist regelmäßig Teilnehmer dieser Runde. Hier berät der Senat - wie die Landesregierung, das Kabinett in anderen Bundesländern heißt - und bestimmt die Richtlinien der Politik, fasst Beschlüsse, beantwortet Anfragen aus der Bürgerschaft.
Der Raum, ausgelegt mit einem riesigen Teppich, wirkt behaglich. Die Wände sind mit rot-bräunlich gemusterter Seide bespannt, schwere Kristallleuchter hängen von der Decke.
Übrigens: Entdecken Sie das kleine Spendenschiffchen der Seenotretter (der DGzRS - Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) auf dem Tisch? Wenn sich ein Senatsmitglied während einer Sitzung ein wenig im Ton vergreift, wird "zur Strafe" eine Spende fällig. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ist die deutsche nichtstaatliche Seenotrettungsorganisation, die für den Such- und Rettungsdienst bei Seenotfällen im deutschen Teil der Nord- und Ostsee zuständig ist. Sie hat ihren Sitz in Bremen und finanziert sich durch Spenden.
Ein heimeliges Feuer hat der wunderschöne Kamin aus französischem Marmor, der diesem Raum den Namen gab, noch nie gesehen. Das Schmuckstück, verziert mit Delfter Kacheln, ist reine Zierde. Doch auch ohne knisternde Flammen besticht dieser Raum durch seine elegante Ausstrahlung. Das warme, schwarzbraune Parkett, die dunkelrote Seidentapete, die weiße Stuckdecke und die festlichen Kristallleuchter sorgen für eine gediegene Atmosphäre, gerade recht für kleine Festlichkeiten und Empfänge.
Wirkungsvoll haben sich die alten Ölbilder von den roten Wandflächen ab. Auf ihnen sind Angehörige des Rates und ihre Familien aus dem 17. und 18. Jahrhundert verewigt. Gern nehmen die Gäste auf den hohen Sesseln Platz. Die Lehnen sind mit kunstvollen Lederarbeiten geschmückt, in der Mitte prangt das Wappen der Freien Hansestadt Bremen.
Intim und vornehm, wie ein kleines Kabinett wirkt das Gobelinzimmer, das an den Kaminsaal angrenzt. Der Raum ist mit amerikanischem Weißholz hell und freundlich getäfelt - ein kleines, behagliches Besprechungs- und Beratungszimmer, in dem unter anderem das wöchentliche Senatsfrühstück stattfindet.
Mehr Details zum Gobelinzimmer.
Übrigens: Wer mag, kann in diesem zauberhaften Ambiente den "Bund fürs Leben" schließen.
Groß, hell und mit schwarz-weißem Marmor belegt. So zeigt sich den Besucherinnen und Besuchern die Wandelhalle - gerne auch "Marmoretage" genannt. Von hier aus gelangt man in den Senatssaal und zu den Büroräumen des Bürgermeisters.
Hinweise auf die ereignisreiche Geschichte Bremens geben unter anderem drei Büsten:
- Friedrich Ebert (1871-1925), erster Reichspräsident der Weimarer Republik, der von 1900 bis 1905 der Bremischen Bürgerschaft angehörte.
- Theodor Heus, erster Bundespräsident der Bundesrepublik der Bundesrepublik Deutschland.
- Karl Carstens, der bisher einzige Bremer, der in das Amt des Bundespräsidenten gewählt wurde.
Auffallend (und hier nicht auf dem Foto) sind auch die Marmorstatue von Bürgermeister Johann Smidt (1773-1857) sowie ein großes Portrait von Wilhelm Kaisen (1887-1979), dem ersten Bremer Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg.
Ausführliche Informationen dazu gibt es im 360-Grad-Rundgang durch das Rathaus.
In der unteren Wandelhalle hängt das Bild eines Flugzeugs. Es ist die "Bremen" D 1167, ein Flugzeug des Typs Junkers W 33. Im Jahr 1928 überflog es als erstes Flugzeug den Atlantik von Europa nach Nordamerika. Dies galt damals wegen der starken Winde als besonders schwierig, wenn nicht sogar als unmöglich. Die Nachricht des geglückten Fluges ging um die Welt. Die Piloten wurden in New York und in Bremen mit großen Paraden geehrt – die Luftfahrt hatte neue Helden. Heute erinnern Briefmarken an diese Pionierleistung, die ein spannender Aspekt der bremischen Geschichte als Stadt der Luft-und Raumfahrt ist. Das Flugzeug kann heute in der Bremenhalle des Flughafens besichtigt werden.
Mehr dazu: www.butenunbinnen.de/nachrichten/wissen/erster-atlantikflug-von-ost-nach-west100.html
Mehr dazu: www.bremen-airport.com/erlebnis-flughafen/erlebnis-flughafen/bremenhalle
Das kleine Bibliothekszimmer in der 2. Etage ist ein fast verborgener Schatz im schönen Bremer Rathaus, denn Führungen beschränken sich zumeist auf die erste Etage. Rudolf Alexander Schröder würde seine reine Freude an diesem Zimmer haben. Der Raum ist mit Möbeln ausgestattet, die der in Bremen geborene Architekt, Dichter und Designer einst für ein Bibliothekszimmer entwarf. Es sind schöne Vitrinen aus feinstem Kuba-Mahagoni, Regale und Schränke mit Schaukästen, die in den Jahren 1908 und 1909 von den Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk in Bremen für einen Privatmann gefertigt wurden.
Schlicht, streng und klar: So wirkt die Untere Halle auf die Besucherinnen und Besucher. Zwei Reihen dunkler und mächtiger Stützpfeiler aus Eiche gliedern die Halle in drei Längsschiffe. Hier wurde über Jahrhunderte hinweg Markt abgehalten, wurden Steuern und Abgaben entrichtet sowie über kleine Sünderinnen und Sünder Recht gesprochen. Überdacht, vor Regen und Wind geschützt, war der Raum ein idealer Treffpunkt für das Volk. Die beachtenswerten Portale, die einst in die Anbauten führten, stammen aus der Zeit zwischen 1545 und 1660. Die Untere Rathaushalle ist als einer der schönsten Profanbauten der Gotik in seiner Grundform fast vollständig unverändert erhalten geblieben.
Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat (am 29. September 2022) 1,4 Millionen Euro für ein Informationszentrum ("Welterbezentrum") bewilligt, das nach Möglichkeit in der Unteren Halle des Bremer Rathauses entstehen soll. Es soll über Rathaus und Roland als UNESCO-Weltkulturerbe informieren und den mit dem UNESCO-Welterbestatus verbundenen Bildungs- und Vermittlungsauftrag deutlich sichtbar machen. Mehr dazu:
https://www.welterbe.bremen.de/aktuelles/bund-bewilligt-1-4-millionen-fuer-informationszentrum-zum-weltkulturerbe-rathaus-22639