Groß, hell und mit schwarz-weißem Marmor belegt. So zeigt sich dem Besucher die Wandelhalle, wenn er über die Haupttreppe die erste Etage erreicht hat. Von hier aus gelangt man in den Senatssaal und zu den Büroräumen des Bürgermeisters. Hier kommt auch alle vorbei, die eine Einladung ins Rathaus erhalten haben.
Hinweise auf die ereignisreiche Geschichte Bremens geben die Büsten von Friedrich Ebert (1871-1925), dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, der von 1900 bis 1905 der Bremer Bürgeschaft angehörte, aber auch eine Marmorstatue von Bürgermeister Johann Smidt (1773-1857) sowie ein großes Portrait von Wilhelm Kaisen (1887-1979), dem ersten Bremer Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg.
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Steinhäuser wurde 1813 in Bremen geboren und verließ nach einer Lehre die Stadt für die Aufnahme an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Von 1835 an lebte und arbeitete er in Rom, wo er 1847 im Auftrag von Mitgliedern von Senat und Bürgerschaft die Arbeit an der Marmorstatue zur Ehrung Johann Smidts begann.
Der in Bremen als Sohn des Pastors von St. Stephani 1773 geborene Smidt gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Im Alter von nur 27 Jahren war er 1800 in den Senat gewählt worden und hatte sich vor allem der bremischen Außenpolitik gewidmet. Dass die Hansestädte nach Ende der französischen Besetzung und Eingliederung ins napoleonische Kaiserreich mit Gründung des Deutschen Bundes 1815 ihre vormalige Selbstständigkeit behaupten konnten, war auch seinem Verhandlungsgeschick zu danken. Smidts enormes strategisches Talent zeigte sich ebenso im Vorfeld der 1827 erfolgten Gründung Bremerhavens.
Doch bei aller staatsmännischer Weitsicht agierte Smidt auf anderen politischen Feldern vielfach rückwärts gewandt. Er verteidigte die seit Jahrhunderten hergebrachte Ordnung der Stadt mit allen Mitteln und erreichte nach dem Scheitern der Deutschen Revolution von 1848/49, dass die junge demokratische Verfassung Bremens zurückgenommen wurde. Auch in religiöser Hinsicht hatte Smidt klare Vorstellungen: Der studierte Theologe war ein strenger Verfechter der kirchlichen Einheit Bremens als rein evangelisch-reformierte Stadt. Erst von 1807 an erhielten einige Katholiken Zugang zum Bürgerrecht und erst die Verfassungen 1848/54 schufen die Möglichkeit, dass auch Juden bremische Staatsbürger werden konnten. Deren Ansiedlung im bremischen Stadtgebiet hatte Smidt zuvor immer wieder zu verhindern gewusst – und damit liberale Kräfte vor den Kopf gestoßen. Unter dem Titel "Verehrung und Distanz – Bremens Andenken an Bürgermeister Johann Smidt" veranstalteten das Staatsarchiv und die Historische Gesellschaft Bremens anlässlich des 150. Todestages 2007 eine Fachtagung, um in deren Rahmen die Folgen seines Wirkens für Bremen und die Schwesterstädte Hamburg und Lübeck während der Zeit des Deutschen Bundes in den Blick zu nehmen (die Beiträge sind nachzulesen im "Bremischen Jahrbuch", Band 87 [2008] und ebenso online in den "Digitalen Sammlungen" der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen).
Smidt gehörte mehr als 50 Jahre dem Senat an und hatte am Ende viele Gegner in der Stadt. Aber trotz aller Opposition gegen ihn kam es 1846 dennoch zu dem erwähnten Beschluss, dass Carl Steinhäuser ein Standbild Smidts für das Rathaus schaffen solle. Die fertige Statue erreichte Bremen drei Jahre später. Da sich der Geehrte eine Aufstellung zu seinen Lebzeiten verbeten hatte, lagerte sein marmornes Abbild weiter in einer Kiste. Smidt verstarb am 7. Mai 1857. Drei Jahre später erfolgte am 5. November 1860, Smidts Geburtstag, die feierliche Enthüllung und Präsentation von Steinhäusers hervorragender Arbeit in Carrara-Marmor.">Statue "Johann Smidt"
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Kaisen engagierte sich auch sehr für die deutsche Politik und deren schwieriger Gestaltung unter der Hoheit der Alliierten Besatzungsmächte. Für Februar und Oktober 1946 lud er die Spitzen der provisorischen deutschen Verwaltungen (erfolglos auch die der sowjetisch-besetzten) zu "Interzonenkonferenzen" in die Stadt, und nach Gründung der Bundesrepublik 1949 zählte Kaisens Stimme auch bei den süddeutschen Ministerpräsidenten. Nicht nur dem Land Bremen nutzte sein Einsatz für die schnelle Aufhebung der Schiffbaubeschränkungen in den westlichen Besatzungszonen.
1965 trat Kaisen hochgeehrt aus dem Senat aus und widmete sich wieder voll seinem Borgfelder Hof, auf dem seine Frau und er die Landwirtschaft nie aufgegeben hatten. Helene Kaisen, die ihrem Mann auch engste politische Vertraute war, verstarb am 6. September 1973. Ilse Kaisen, die älteste Tochter (1923–2013), widmete ihr Leben fortan ganz dem Haushalt und der Pflege ihres am 19. Dezember 1979 verstobenen Vaters. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Franz initiierte sie 1995 die Gründung der Wilhelm und Helene Kaisen-Stiftung, in die sie den Borgfelder Hof der Familie einbrachten. Die Stiftung richtete erst die Scheune und dann das Wohnhaus der Familie als Dokumentationsstätte und Museum zum Leben und Wirken der Kaisens her. Doch wer sich heute darin umschaut (Rethfeldsfleet 9, www.wilhelm-helene-kaisen-stiftung.de), erfährt viel mehr als nur eine Würdigung beeindruckender Lebensleistungen – wissenschaftlich akkurat und mit liebevollem Anspruch bis ins Detail gleichermaßen aufbereitet, wird dort generationsübergreifende deutsche und bremische Geschichte vom Kaiserreich bis heute modern und anschaulich präsentiert.">Gemälde Bürgermeister Wilhelm Kaisen
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Ebert wurde 1871 in Heidelberg geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater war Schneidermeister, er selbst erlernte das Sattlerhandwerk, ging damit ab 1889 "auf Wanderschaft" und wurde mit der sozialistischen Idee bekannt. An vielen Stationen seines Weges gründete Ebert Zweigstellen des Sattlerverbandes, engagierte sich für die Rechte der Arbeiter und gelangte so unter Beobachtung des Sozialistengesetzes (1890 aufgehobenen). 1891 ließ sich Ebert in Bremen nieder und setzte sein gewerkschaftliches Engagement fort. Nach einer Zeit als Redakteur und selbstständiger Handwerker führte er von 1894 an zusammen mit seiner Frau Louise die gepachtete Schankwirtschaft "Zur guten Hilfe". Mit ihrer Heirat im selben Jahr waren beide bremische Staatsangehörige geworden, aus ihrer Ehe gingen fünf Kinder hervor. 1899 wurde Ebert in die Bürgerschaft und zum SPD-Fraktionsvorsitzenden gewählt.
Auf einem 1904 von ihm in Bremen geleiteten Parteitag konnte sich Ebert, dessen Schwerpunkt die Sozialpolitik war, weiter profilieren. Im Jahr darauf zog die Familie nach Berlin, wo Ebert 1913 Mitvorsitzender der SPD und später Mitglied der letzten Regierung vor Einführung der Demokratie 1919 wurde.">Bronzebüste "Friedrich Ebert"
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1977 hatte ein Mitarbeiter des Rathauses angeregt, dass im Neuen Rathaus doch auf irgendeine Weise an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert werde solle. Nach einigen Überlegungen in unterschiedliche Richtungen kam es Ende des Jahres zu der Idee, Franz Radziwills "Die Klage Bremens" für das Rathaus anzukaufen. Der Vorschlag fand einen starken Unterstützer: Bürgermeister Koschnick (1929–2016).
Hans Koschnick war in Gröpelingen aufgewachsen und hatte nicht nur die massive Verfolgung seiner politisch links eingestellten Eltern durch die Nationalsozialisten miterlebt, sondern auch den von Hitler 1939 entfesselten Krieg und die fast vollständige Vernichtung des Bremer Westens. Und zur Mahnung nachfolgender Generationen, dass sich Solches nie wiederholen dürfe, sei dies Bild ein wertvoller Beitrag des Rathauses, argumentierte Koschnick, der kurz nach dem erfolgreichen Ankauf und der offiziellen Vorstellung des Bildes im November 1978 sein zehnjähriges Dienstjubiläum als Präsident des Senats feierte. Zu vielen Anlässen und noch lange über seine 1985 geendete Amtszeit hinaus unterstrich der Bürgermeister seine Intention bei der Hängung des Bildes direkt beim Eingang zum Senatssaal: Genau an diesem zentralen Entscheidungsort des Bundeslandes muss es hängen, um die dort Verantwortlichen für die Zukunft an die katastrophalen Folgen des politischen Versagens in Deutschland zu erinnern.
Ein Zusammenschluss von sieben Bremer Geldinstituten hatte den erforderlichen Kaufpreis von 70.000 D-Mark gespendet. Radziwill hatte sein 1946 gemaltes, ohne Rahmen 118 x 168 cm großes Bild Mitte der 1950er Jahre und noch einmal nach 1965 um einige Elemente ergänzt. In einem Brief an Bürgermeister Hans Koschnick hob Kunsthallendirektor Günter Busch am 23. Dezember 1977 hervor, das Werk stelle "nicht nur ein geschichtliches Dokument von größter Seltenheit und Eigenart dar, es ist als 'künstlerische Bewältigung' seines Themas von besonderem Rang – ich wüßte kein vergleichbares Werk eines Künstlers von der Geltung Radziwills."
An der Abwicklung des Ankaufs war auch der damalige Protokollchef der Senatskanzlei, Peter Reischauer, beteiligt. In seinen 2011 erschienenen Erinnerungen erwähnt er eine Begebenheit in Zusammenhang mit dem Bild: Im Mai 1978 besuchte Königin Elizabeth II. mit ihrem Mann Prinz Philip Bremen und Bremerhaven. Bei ihrem Empfang im Bremer Rathaus kamen die beiden auch an der "Klage Bremens" vorbei. Die Queen, die Ende des Zweiten Weltkriegs als Lkw-Fahrerin und Mechanikerin militärischen Hilfsdienst geleistet hatte, blieb vor dem Bild stehen, wartete bis ihr ihr Mann neben ihr stand und fragte ihn mit Blick auf die Flugzeuge: "Philip, aren't that 'Light-nings'?" – tatsächlich hatte Radziwill, der sein Leben lang luftfahrt-begeistert war und öfter Flugzeuge malte, einen Doppelrumpf-Typ wie den der Lockheed P-38 "Lightning" vor dem bedrohlich-unheil-vollen Himmel über Bremen dargestellt. Als ein weiteres Detail fällt rechts im Bild ein kleines, scheinbar von Trümmerschutt befreites Stück Fußboden auf – und wer schon mal im Neuen Rathaus war, erkennt in dem markant gewürfelten gelben und grünen Fliesenfeld ein Zitat des Bodenbelags in dessen Erdgeschoss.
Radziwill hatte 1944 zusammen mit seiner Mutter in einem Bunker der Bauweise, wie er sie rechts im Bild malte, einen großen Luftangriff auf Bremen erlebt. Und wie die Mehrzahl aller Bremer:innen kannte auch er genau den Anblick aufgerissener Häuser und Keller, aus denen die Bewohner:innen mitunter völlig unversehrten Hausrat bergen konnten. In der Hoffnung, sie irgendwie weiter retten zu können, stellten sie ihre Habe zunächst an die Straße, wo die einzelnen Stücke daraus vor den zerstörten Häusern ein traurig-befremdliches Bild boten.">Gemälde "Die Klage Bremens"
Die elektrisch betriebene Uhr wurde 1912 für die Erstausstattung des Neuen Rathauses in Nürnberg hergestellt. Sie kam nach Bremen als Geschenk des Kaufmanns August Georg Nebelthau (1871–1924), einem Bruder von Senator Friedrich Nebelthau (1863–1947).
In der Umrandung des Ziffernblatts sind Frühling, Sommer, Herbst und Winter als Symbole des göttlich-ewigen Naturkreislaufs versinnbildlicht. Zusammen mit dem Motto "Die Zeit ist heilig" mahnen sie aber auch zur ganzjährigen Vermeidung verschwenderischen Tuns bzw. jeglicher Trödelei. Wenn Kinder vom Weihnachtsmann (unten rechts, der "Winter") erzählt bekommen, werden sie früher oder später staunend zu der Erkenntnis gelangen, dass der ja auf gar keinen Fall trödeln darf.
Entstanden war die Figur des Weihnachtsmannes im Laufe des 19. Jahrhunderts durch eine Abspaltung von der des Kirchenheiligen Nikolaus. Dieser wurde Jahrhunderte hindurch als wohltätiger Bischof verehrt, und daher rührte auch die Tradition, am St. Nikolaustag (6. Dezember) vor allem den Nachwuchs mit Geschenken zu bedenken. Mit der Reformation ging die Heiligenverehrung in den protestantischen Ländern schlagartig zurück und es verbreitete sich die Feier der Geburt des Christkindes am 24./25. Dezember als Gabentag.
Wilhelm Hauff (1802 - 1827) war ein deutscher Schriftsteller der Romantik. Nach ihm wurde der Hauff-Keller im Ratskeller des Bremer Rathauses benannt. 1827 ließ er sich dort zu seiner bekannten Weinnovelle "Phantasien im Bremer Ratskeller" hinreißen.
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Handel und Seefahrt haben die Hansestadt Bremen entscheidend geprägt:
Es waren Bremer Kaufleute, die hier im Schnittpunkt der wichtigsten Handelsstraßen vom Rhein zur Ostsee und von der Weser zur Nordsee die Geschicke dieser Stadt bestimmt haben. In diesem Zusammenhang steht der Aufstieg Bremens zu einer – wenn auch heimlichen – Wein- Metropole in Deutschland. Die einzigartige Bedeutung des Ratskellers ist ohne seine wechselhafte Geschichte, die sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, nicht zu verstehen.
Vom Weinkeller zum Ratskeller
Sein Name hat oft gewechselt, vom "Weinkeller" zum "Stadtweinkeller" und "Ratsweinkeller" bis hin zum "Ratskeller"; sein Ruhm, eines der ehrwürdigsten und besten deutschen Weinhandelshäuser zu sein, ist in den Jahrzehnten seines Bestehens ständig gewachsen. Heute beherbergt der Ratskeller sowohl den Ratskeller-Weinverkauf als auch einen gastronomischen Betrieb in den ehrwürdigen Hallen im Keller des Bremer Rathauses.
Prunkvolle, riesige alte Weinfässer mit üppigen Schnitzereien geben dem Hauptraum eine unverwechselbare Atmosphäre. Das älteste stammt aus dem Jahr 1723. Man sitzt an zünftigen, langen Holztischen, ordert "einen Schoppen" oder wählt aus der 60seitigen Weinkarte. Wer es intimer mag, lässt sich seinen Wein oder ein gutes Essen in einer der "Priölken" servieren - das sind kleine, halbrunde Zimmerchen, die um 1600 entstanden und einst mit Öfen gewärmt wurden.
Im sogenannten Hauff-Keller ließ sich der Dichter Wilhelm Hauff 1827 zu seiner bekannten Weinnovelle "Phantasien im Bremer Ratskeller" hinreißen. Diese haben, vermutlich unter Einfluss eines guten Tropfens, den Maler Max Slevogt zu den humorvollen Fresken angeregt, die noch heute hier die Wände schmücken. Der Hauffkeller wie auch der Bacchuskeller wurden 1620 zunächst als Weinlager gebaut, sind inzwischen aber für die Gäste geöffnet.
Mehr Informationen finden Sie auf folgenden Webseiten:
- Ratskeller Weinverkauf: https://www.ratskeller.de/
- Ratskeller Gastronomie: https://www.ratskeller-bremen.de/wir/">Ratskeller
Um 1545 erfolgte eine deutliche Erweiterung der nördlichen Rathausanbauten. Die bisherige östliche Lücke zum Palatium als Sitz des Erzbischofs füllte ein dreigeschossiger Bau, durch den auch die Obere Halle wieder von außen zu erreichen war.
Sie war durch dies farbig gefasste Sandsteinportal von der Halle aus zu betreten. Das Portal entstand im Jahr 1550, das Türblatt wurde im Zuge des Baus des Neuen Rathauses 1912/13 erneuert.
Siehe auch:
Braunschweiger Collektenkammer-Portal
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Schlüsselwappen-Rhederkammer-Portal
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Tafel-Portal