Deutschlands größtes Kulturevent brachte am Sonntag (8. September 2024) auch dem Bremer Rathaus Scharen von Interessentinnen und Interessenten. Der Tag des offenen Denkmals ermöglichte Einblicke in die Regierungszentrale der Freien Hansestadt Bremen. Rund 800 Menschen nutzten die Chance und nahmen an den kostenlosen Führungen durch das historische Gebäude teil. Zu sehen waren der Bürgermeisterflur ("Marmoretage"), der Senatssaal, Gobelinzimmer und Kaminsaal, der imposante Festsaal im Neuen Rathaus von 1910 sowie die berühmte Obere Halle des Alten Rathauses von 1405. Diese Räume bieten einen umfassenden Einblick in die bremische Geschichte und die repräsentative Architektur des Rathauses. Für internationale Gäste wurden stündlich Führungen in englischer Sprache angeboten. Organisiert wurden die Touren von der Senatskanzlei und Bremen Tourismus.
Erstmalig stellte sich der neue Verein zur Förderung des Welterbes Rathaus und Roland in Bremen e.V. mit einem Infostand vor. Der Verein fördert die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum UNESCO-Welterbe Bremer Rathaus und Roland, organisiert Veranstaltungen, unterstützt den alljährlich Anfang Juni stattfindenden UNESCO-Welterbetag sowie das verbundene Bremer Rahmenprogramm ("Bremer Welterbetage") und hat sich zum Ziel gesetzt wissenschaftliche Arbeiten mit Demokratie-, Kultur-, Geistes- und Handelsgeschichte im Zusammenhang mit Rathaus und Roland zu fördern.
1993 wurde erstmals der Tag des offenen Denkmals ins Leben gerufen und bundesweit öffneten schon zum Start 3.500 Denkmale. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz erschuf so ein besonderes Netzwerk an Denkmalengagierten bundesweit, das bis heute jährlich wächst und sich weiterentwickelt. Seit 1999 steht das größte Kulturevent Deutschlands unter einem jährlich wechselnden Motto. Diese Leitthemen dienen den Veranstaltenden als Impulse und Denkanstöße für ihre Events zum Tag des offenen Denkmals. Das Motto 2024 lautete: "Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte."
Das Bremer Rathaus hat Strahlkraft. Und das ist kein Wunder, denn hier wird Geschichte hautnah erlebbar. Vor über 600 Jahren errichtet, ist es nahezu unverändert erhalten. Hier kam der Rat der Stadt zusammen, fasste Beschlüsse, machte Politik, sprach Recht für die Bürgerinnen und Bürger. Das Rathaus steht damit in einzigartiger Weise für Kontinuität – als Sitz von Regierung und Verwaltung einer Stadt, die immer eines im Sinn hatte: ihre Selbständigkeit und Selbstbestimmung als Stadtrepublik zu bewahren und zu verteidigen. Dem Rat der Stadt ging es seinerzeit darum, mit dem 1410 fertiggestellten Rathaus selbstbewusst eine Gegenposition zum kirchlichen Machtanspruch zu beziehen, der ihm in Gestalt des Doms nur wenige Meter entfernt gegenüberstand.
Im Sommer 2004 hat die UNESCO das Rathaus und den Roland in die Welterbeliste aufgenommen. Damit haben beide Sehenswürdigkeiten die international höchste und zugleich begehrteste Auszeichnung erhalten. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen würdigte die herausragende geschichtliche, politische und künstlerische Bedeutung des Ensembles.