Der Bürgermeister zur Unteren Halle: Am Ende werden alle profitieren
In seinem Newsletter (vom 13. September 2024) erklärte Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte den aktuellen Sachstand zur Einrichtung eines UNESCO-Informationszentrums in der Unteren Halle des Alten Rathauses von 1405:
"Was wird aus der Unteren Halle im Bremer Rathaus? Bleibt sie so, wie wir sie seit vielen Jahrzehnten kennen, oder wagen wir den Schritt zu einer Veränderung? Bietet sie auch in Zukunft Platz für Kunst, Soziales und Kunsthandwerk oder wird sie zum Informationszentrum für unser Welterbe und erklärt, warum Rathaus und Roland von der UNESCO vor 20 Jahren ausgezeichnet worden sind? Oder ist vielleicht ein Kompromiss möglich, also eine Nutzung der Unteren Halle als Ausstellungsraum und Informationszentrum gleichermaßen?
Ich bekenne: Die Kompromisslösung, das ist mein Favorit.
Warum? Vier Punkte sind für mich dabei entscheidend.
- Wir täten gut daran, die Bedeutung unseres Welterbes besser zu erklären und deutlich zu machen, welche Rolle Rathaus und Roland für bürgerliche Autonomie und Souveränität in einer europäischen Stadtgesellschaft gespielt haben und warum die UNESCO das Bremer Rathaus und den Roland ausgezeichnet hat. Ich denke da nicht nur an Schülerinnen und Schüler, an Buten- und Binnenbremerinnen und -Bremer, sondern auch an die vielen tausend Touristinnen und Touristen, die jedes Jahr nach Bremen kommen. Andere Welterbe-Stätten sind uns da übrigens weit voraus.
- Und wo geht das besser, als im Rathaus selbst. Nicht nur, weil ortsunkundige Touristinnen und Touristen dort natürlich als erstes nach einem Besucherzentrum suchen werden. Sondern auch, weil das Zentrum in Zukunft der Ausgangspunkt für sämtliche Rathausführungen sein soll. Ein Ort für alles vom Keller bis zum Dach. Ich wünsche mir, dass wir unsere Gäste nicht bei Schietwetter vor der Tür warten lassen, sondern sie in der Unteren Halle in Empfang nehmen. Deshalb wird es dort einen Empfangstresen mit einem Info-Schalter geben, in ehemaligen Büroräumen außerdem Toiletten und eine Garderobe.
- Die Untere Halle biete sich aber auch deshalb an, weil sie derzeit mehr als das halbe Jahr leer steht. Genau genommen zu 59 Prozent. Das hat eine Auswertung der vergangenen zehn Jahre ergeben. Und ich befürchte, dass sich das auch in den kommenden Jahren nicht ändern wird. Denn während wir im Rathaus – auch ich persönlich übrigens – regelmäßig gefragt werden, ob man die Obere Halle, den Kamin- oder den Festsaal für Veranstaltungen mieten könne, erkundigt sich nach der Unteren Halle nur selten jemand.
- Obwohl es dort ja attraktive Veranstaltungen gibt. Ich denke an die Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker, an den Martinshof, den DRK-Markt und auch an die ein oder andere ganz besondere Ausstellung. Mein Wunsch wäre deshalb, dass wir in der Unteren Halle in Zukunft alle drei Funktionen bündeln. Ausstellungen und Märkte, das Informationszentrum über unser Welterbe und den Empfangsbereich für die Führungen.
Alle drei Funktionen in der Unteren Halle, das erfordert Kompromissbereitschaft. Aber ich bin überzeugt davon: Am Ende werden alle profitieren. Rathaus und Roland – weil über das Welterbe an einem Ort informiert wird. Die Besucherinnen und Besucher des Rathauses – weil sie nicht mehr im Regen auf den Beginn der Führung warten müssen. Und auch die Ausstellerinnen und Aussteller der Unteren Halle. Ja, sie werden weniger Fläche als bislang zur Verfügung haben, aber sie werden an ihrem angestammten Platz noch vertreten sein. Die Senatskanzlei wird im kommenden Jahr einen Wettbewerb starten für das beste Konzept, das alles zusammen denken soll. Ich bin gespannt, was die Fachleute uns empfehlen werden.
Ihr Andreas Bovenschulte"
Mehr Hintergrund auf: Infozentrum - UNESCO-Welterbe Bremer Rathaus und Roland