Der Bremer Literaturpreis ist einer der ältesten und bedeutendsten Preise für deutschsprachige Literatur. Am 20. Januar 2025 wurde der Bremer Literaturpreis 2025 im Rahmen eines Festaktes in der Oberen Halle im UNESCO-Welterbe Rathaus und Roland an Wilhelm Bartsch verliehen. Der Autor erhielt die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für seinen 2024 im Wallstein Verlag erschienenen Gedichtband "Hohe See und niemands Land". Stefanie Sargnagel erhielt den von Deutschlandfunk Kultur finanzierten Förderpreis in Höhe von 6.000 Euro für ihr Buch "Iowa – Ein Ausflug nach Amerika", der im Rowohlt Verlag erschienen ist.
Bremens Bürgermeister und Kultursenator Dr. Andreas Bovenschulte, betonte in seiner Begrüßung: "Gute und engagierte Literatur braucht Vielfalt, Fantasie und Foren, um sichtbar und wirksam zu sein und zu bleiben. Diese wichtige Arbeit leistet einmal mehr der hoch anerkannte Bremer Literaturpreis zusammen mit dem bewährten und vielfältigen Programm der Literarischen Woche, welche die Verleihung des Bremer Literaturpreises seit 1976 so facettenreich flankiert. Mein Dank gilt allen Akteurinnen und Akteuren, die zum Gelingen dieser Feierstunde und zur Strahlkraft des Bremer Literaturpreises beitragen." Ein besonderer Dank ging zudem an Dr. Wiebke Porombka, Mitglied der Jury zum Bremer Literaturpreis und Kulturredakteurin beim Deutschlandfunk, sowie an den Intendanten des Deutschlandradios, Stefan Raue, für ihr erweitertes Engagement zum Förderpreis wie auch als Medienpartner.
Abschließend dankte der Kultursenator noch den ausscheidenden Vorständen der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung für ihre geleistete Arbeit. Lothar Müller, Michael Sieber und Barbara Lison gehörten dem Stiftungsvorstand teilweise viele Jahre an und haben ihr Ausscheiden angekündigt. Ihre Arbeit habe die Stiftung geprägt und vorangebracht, so Bovenschulte. Er könne aber versichern, dass der Senat gemeinsam mit der Stiftung eine gute und tragfähige Entscheidung in der Frage der Nachfolge treffen wird.
Dr. Lothar Müller, Mitglied der Jury, beschreibt in seiner Laudatio auf Bartsch die gekonnte Verwendung alter Formen mit neuen lyrischen Experimenten des Preisträgers: "Wilhelm Bartsch betreibt diese Vergegenwärtigung von Sonett und Reim seit langem, nicht kanondevot, sondern mit Witz und Sprachlust und feinem Gespür für die Unverzichtbarkeit der dünnen Fäden, durch von ferne die moderne Lyrik und die ältesten Dichtungen miteinander verbunden sind, wenn Reime nicht nur gelesen werden, sondern erklingen. Der Reim ist das alte Verbindungsglied zur Welt der Zaubersprüche, der untergegangenen Sprachmagie. Er muss diese Erinnerung nicht aufrufen, aber er kann es. Wilhelm Bartsch, der gern, auch in diesem Buch, als 'Zeitumsegler' auftritt, weiß das."
Wilhelm Bartsch, geboren 1950 in Eberswalde, studierte Philosophie in Leipzig und lehrte am dortigen Literaturinstitut. Er erhielt diverse Arbeits- und Aufenthaltsstipendien im In- und Ausland und unter anderem den Brüder-Grimm-Preis, den Wilhelm-Müller-Preis und in 2024 den Rainer-Malkowski-Preis. Er schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays, zuletzt unter anderem Frankensteinmonstrum, Gotische Knoten und Neun Irrfahrten zu Hilbig. Wilhelm Bartsch lebt seit 1976 in Halle (Saale).
In ihrer Laudatio auf Stefanie Sargnagel resümiert Jurymitglied Dr. Wiebke Porombka: "Bei allem Understatement, bei aller Lust an Trash, Trödel, Spielhallen, Klischees oder Ketchup, der sich beharrlich als Frenchdressing tarnt, ist 'Iowa' ein Buch, das bei allem Witz zutiefst menschenfreundlich ist. Dass das Widersprechen, das Aushalten von Widersprüchen und das genaue Hinsehen vorführt, mehr noch, sogar lehrt … ."
Stefanie Sargnagel, geboren 1986 in Wien, studierte in der von Daniel Richter angeleiteten Klasse der Akademie der Bildenden Künste Wien Malerei, verbrachte aber mehr Zeit bei ihrem Brotjob im Call-Center. Seit 2016 ist sie freie Autorin und verbringt seitdem mehr Zeit bei ihrem Steuerberater. Sie erhielt den BKS-Bank-Publikumspreis beim Wettbewerb zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2016. Ihre beiden Bücher Statusmeldungen und Dicht waren Bestseller.
Der Intendant des Deutschlandradio, Stefan Raue, erklärte zur Stiftung des Förderpreises: "Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur sind für viele Menschen erste Wahl im Radio und bei Podcasts. Dazu tragen unsere ambitionierten Kultur- und Literaturformate bei. Dabei verstehen wir uns auch als Förderer junger Stimmen und neuer Perspektiven. Diese Idee verbindet uns mit dem Literatur-Förderpreis in Bremen. Unsere Unterstützung für diesen Preis ist zugleich eine Würdigung des literarischen Engagements vor Ort."
Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt von Louis Matute (Gitarre) und Amine Mraihi (Laute). Der musikalische Beitrag wurde mit freundlicher Unterstützung von jazzahead! präsentiert.
Weitere Informationen zum Bremer Literaturpreis: www.rudolf-alexander-schroeder-stiftung.de
Die UNESCO hat Bremen am 31. Oktober 2023 in das internationale Netzwerk der Creative Cities aufgenommen und der Hansestadt den Titel "Stadt der Literatur" verliehen. Bremen ist die siebte deutsche Stadt, die diese Auszeichnung erhalten hat. Das Creative-Cities-Programm der UNESCO verknüpft weltweit circa 350 Exzellenz-Zentren in verschiedenen kreativen Bereichen. Mit der Anerkennung als UNESCO Creative City ist Bremen Teil eines Netzwerks, das durch die Förderung der Kultur nachhaltige Stadtentwicklung betreibt. Als kreative Hochburgen schaffen die Mitglieder Partnerschaften mit Akteurinnen und Akteuren in ihrer Stadt und mit anderen Städten, tauschen Wissen und Erfahrungen aus, ermöglichen Teilhabe aller Menschen am kulturellen Leben und fördern so aktiv die lokale Kultur- und Kreativwirtschaft. Vom Titelerhalt profitiert deshalb nicht nur die Literatur-, sondern die gesamte Kulturszene Bremens.