Für die ersten "Bremer Welterbetage 2021" zieht das Event-Team eine positive Bilanz. Die Veranstaltungen standen fest unter dem Eindruck der Corona-Pandemie mit strengen Hygiene- und Sicherheitsregeln. Das große Mitsingfest "Bremen so frei" mit tausenden Bremerinnen und Bremern auf dem Marktplatz, seit einigen Jahren ein mitreißendes und geselliges Ereignis stets am Tag des "Linzer Diploms", sollte die Welterbetage eröffnen – doch miteinander Singen war aufgrund des Infektionsgeschehens nicht erlaubt. Und so dominierten – mit Unterstützung der Unternehmensverbände im Lande Bremen und der Open-Space-Bühne der Hochschule für Künste – kleine Events hybrid und im Netz sowie digital konzipierte Angebote.
Highlights waren eine Online-Wein-Versteigerung im Bremer Ratskeller und die Preview einer digitalen 360-Grad-Führung durch das UNESCO-Welterbe Rathaus und Roland. "Mit Mut und viel Kreativität wurde in Corona-Zeiten ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt", resümierte Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte die "Bremer Welterbetage", die künftig jährlich am 1. Juni beginnen und am UNESCO-Welterbetag – dem ersten Sonntag im Monat Juni – enden.
Der Bremer Ratskeller nahm Weinfreunde und Weinbegeisterte am 5. Juni 2021 in einem Livestream in das "köstliche Fundament" des Rathauses mit und feierte bei einem Weinschnack das wunderschöne Welterbe. Zu diesem Anlass wurde zu Gunsten der Denkmalpflege von Rathaus & Roland und des Ratskellers ein 100-jähriger Wein aus dem Spitzenjahrgang 1921 online versteigert. Bei dem legendären Gewächs aus der Schatzkammer handelte es sich um den 1921-er "Niersteiner Pettental Riesling – 2. Terrasse allerfeinste Goldbeerenauslese aus Rheinhessen". Der Wein wurde für 5.000,- € (zuzüglich Umsatzsteuer) ersteigert. Zwei weitere exklusive Gewächse aus der Ratskeller-Schatzkammer aus den Jahren 1971 und 2002 kamen als Paket für 2.200,- € (Brutto) unter den Hammer. Teilnehmende des Weinschnacks waren u.a. die Deutsche Weinkönigin Eva Lanzerath, Ratskellermeister Karl-Josef Kroetz und Wein-Auktionator Otto Schätzel.
Mit der Preview einer interaktiven 360-Grad-Panoramas wurden die "Bremer Welterbetage 2021" am 6. Juni 2021 beendet. Der digitale Sonntagsspaziergang war einer der Höhepunkte der diesjährigen Feierlichkeiten.
Präsentiert wurde die 90minütige Online-Führung von Dr. Daniel Tilgner aus der Stabsstelle Digitalisierung bei der Senatorin für Kinder und Bildung. Er ist dort zuständig für Bildungsmedien und zeigte spannende Einblicke in die Geschichte Bremens und lieferte viele bebilderte Zusatzinformationen zur Regierungszentrale des Zwei-Städte-Staates. Der 360-Grad-Rundgang zum Anklicken soll das zentrale Element einer sich im Aufbau befindlichen neuen "Bremer Welterbe-Webseite" und ein modernes digitales Werkzeug zur Bildungsarbeit für Projektarbeiten der UNESCO-Schulen in Bremen und der Metropolregion werden.
Start mit Vortrag und Musik zum "Linzer Diplom"
Eröffnet wurden die "Bremer Welterbetage" am 1. Juni 2021 auf dem Marktplatz mit einer Veranstaltung über das "Linzer Diplom", mit dem Bremen vor 375 Jahren – am 1. Juni 1646 – von Kaiser Ferdinand III. zur unmittelbaren freien Reichsstadt erhoben und damit seine lange Freiheitsgeschichte damit besiegelt wurde. Diesem historischen Ereignis widmete sich der Marketing-Experte und ehemalige Senatssprecher Dr. Klaus Sondergeld in seinem humorvollen Vortrag "Die Selbstständigkeit Bremens und das 'Linzer Diplom'". Die musikalische Begleitung übernahmen die Künstlerin Imke Burma mit den Brüdern David & Nicolas Jehn auf ihren Instrumenten. Die drei haben das Linzer Diplom in eines der elf Lieder gegossen, die die Geschichte von Bremens Freiheit in nicht pandemischen Zeiten alljährlich beim Mitsingfest "Bremen so frei!" auf die Bühne bringen.
Das Glockenspiel in der Böttcherstraße
Zu Ehren des für Bremen so bedeutenden Tages des "Linzer Diplom" und anlässlich der Welterbetage erklangen die elf Lieder des Mitsingfestes "Bremen so frei" vom 1. bis zum 6. Juni 2021 am berühmten Haus des Glockenspiels in der Böttcherstraße. Die Lieder, komponiert von den Worpsweder Gebrüdern Jehn und getextet von der Bremerin Imke Burma, fassen in einem großen Bogen die Geschichte der Hansestadt und des Landes zusammen. Sie reichen von der "Bremer Düne", der Legende von der Glucke, die am Weserstrand brütete, bis hin zur Gründung Bremerhavens. Noten, Texte und Audiodateien gibt es auf: www.bremen-so-frei.de/
Die Bremer Stadtmusikanten
Das Märchen der Bremer Stadtmusikanten und der Sehnsuchtsort Bremen standen im Mittelpunkt eines Events am 2. Juni 2021 auf der Marktplatzbühne. Die Bremer Kinder- und Jugendkantorei unter der Leitung von Ilka Hoppe und Christoph Jäger schickte die Stadtmusikanten "wieder unterwegs" und nahm dabei überraschender Weise einmal die Räuber in den Blick. Sie präsentierten das Projekt in einem eigens produzierten, unterhaltsamen Film und sprachen – moderiert vom Hamburger Kulturmanager Markus Riemann – mit dem Leiter des Staatsarchivs Bremen, Prof. Dr. Konrad Elmshäuser über die berühmtesten vier Bremer Botschafter, die von den Gebrüdern Grimm einst aufgeschrieben und von der UNESCO mit den Kinder- und Hausmärchen ebenfalls als Welterbe geschützt werden.
Poetry Slam
Von der literarischen Seite aus nahmen sich Künstlerinnen und Künstler in Kooperation mit dem Lagerhaus Schildstraße das Thema des bundesweiten UNESCO-Welterbetages "Dialog und Solidarität" vor: Bei einem Poetry Slam am 3. Juni 2021 traten passionierte Wortakrobatinnen und Wortakrobaten im Rathaus in den Wettstreit und zogen das Publikum mit Worten und forschem Rhythmus in den Bann. Die Bremerin Eva Matz setzte sich dabei, angespornt von Moderator Sebastian Butte (Slammer Filet) in einem spannenden Kopf-an-Kopf-Slammen gegen Erik Leichter, Kolja Fach und Simeon Buss durch.
Ein Ausflug zu den "LauschOrten"
Das Kammerensemble Konsonanz entführte gemeinsam mit dem Bremer Literaturkontor am 4. Juni 2021 digital zu einigen "LauschOrten" in Bremen. Auf die Zuhörrinnen und Zuhörer wartet ein Literatur-Erlebnis der besonderen Art und die eine oder andere Überraschung, wenn das Projekt in Kürze offiziell an den Start geht.
Minikonzert des Vereins zur Förderung junger Musiker
Seit einigen Jahren findet im Bremer Rathaus als Höhepunkt gemeinsamer Workshops ein Musik-Festival von deutschen und polnischen Kindern und Jugendlichen statt. Dieses war pandemiebedingt in diesem Jahr nicht möglich. Dennoch lebt dieses Projekt auch in Zeiten der Pandemie intensiv weiter – als eine Brücke zwischen vielen ehemaligen Teilnehmenden, die zum Großteil aus den Partnerstädten Bremen und Danzig kommen. Ein Minikonzert des Fördervereins für junge Musiker aus Deutschland und Polen e.V. am 5. Juni 2021 war eine Reminiszenz an Deutschlands größtes östliches Nachbarland und zur Partnerstadt Gdansk.
Das Bremer Rathaus und die Roland-Statue auf dem Marktplatz sind im Juli 2004 in die UNESCO-Welterbe-Liste aufgenommen worden. Als Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation würdigt die UNESCO dieses Ensemble als ein "einzigartiges Zeugnis" für die Entwicklung von bürgerlicher Autonomie und Marktrechten, wie diese sich im Laufe von Jahrhunderten in Europa herausformten. Rathaus und Roland sind außergewöhnliche und sehenswerte Beispiele für Demokratie und Freiheit, für Selbstbestimmung und städtische Autonomie. Sie sind Symbole einer alten und weltoffenen Stadt, die in ihrem Herzen jung geblieben und offen für neue Ideen ist.
Im Keller des Hauses lagern die ältesten Fassweine Deutschlands, unter anderen der 1653er Rüdesheimer Rosewein. Seit Anfang des Jahres 2021 zählt die Deutsche Weinkultur offiziell zum Immateriellen Kulturerbe in Deutschland. Als Immaterielles Kulturerbe werden lebendige Traditionen, Ausdrucksformen, menschliches Wissen und Können sowie darstellende Künste in aller Welt dokumentiert.
Hintergrund
1.121 UNESCO-Welterbestätten in 167 Ländern machen die Geschichte der Menschheit und des Planeten erlebbar. Welterbestätten sind Zeugnisse vergangener Kulturen, künstlerische Meisterwerke und einzigartige Naturlandschaften. Der Schutz und Erhalt dieser Stätten liegt in der Verantwortung der gesamten Weltgemeinschaft. Seit 2005 wird der UNESCO-Welterbetag auf Initiative der Deutschen UNESCO-Kommission und des Vereins UNESCO-Welterbestätten Deutschland e.V. am ersten Sonntag im Juni begangen. Die Aktionswebsite www.unesco-welterbetag.de/ gibt dazu eine Fülle von Informationen. Für Bremen waren neue Beiträge zur Denkmalpflege von Aufbaugemeinschaft und Landeskonservator, Lieblingsorte des Welterbeteams, Impressionen zur Nacht der Jugend im Rathaus und ein pädagogisches Angebot (padlet.com/Bremensofrei) eingespeist worden