Im Mai 1405 wird auf dem Bremer Marktplatz der Grundstein für den Bau des Bremer Rathauses gelegt. Der Rat der Stadt braucht für seine Aufgaben ein eigenes Haus und einen respektablen Versammlungsort. Zugleich soll das Haus durch seine herausgehobene Lage jedem die gewachsene Bedeutung Bremens vor Augen führen. Und mehr noch: Ein eigenes Haus für den Rat der Stadt, gleich neben dem Sitz des Erzbischofs und in exakt der gleichen Größe, kann als Bekenntnis zum Reich und damit Unabhängigkeit der Stadt gegenüber dem kirchlichen Landesherrn verstanden werden . Das findet seinen Ausdruck in der Gestaltung der Fassade, insbesondere in den überlebensgroßen Figuren an der Südseite, die den Kaiser und seine sieben Kurfürsten darstellen.
Das Haus besteht zunächst aus zwei übereinander liegenden großen Hallen ( 41,5 x 15,8 m) mit streng gegliederter Fassade, spitzbogigen Fenstern und einem Wehrgang über den marktseitigen Arkaden. Die beiden fast identischen Schmalseiten mit den Portalen an Ost- und Westfront haben ihr mittelalterliches Aussehen bis heute bewahrt. Auch die Untere Halle, streng und klar gegliedert, ist in ihrem ursprünglichen Charakter nahezu unverändert geblieben. Der Raum ist in drei Längsschiffe geteilt. Zwei Reihen von 10 mächtigen, eichenen Stützpfeilern, auf denen die niedrige Decke ruht, geben der Halle eine karge Struktur. Sie zählt heute zu den bedeutenden Profanbauten der späten Gotik.
Zwei Jahrhunderte später entschließt sich der Rat zu einem Umbau der Fassade: Die eher schlichte Front genügt nicht mehr den Repräsentationszwecken. Lüder von Bentheim bekommt den Auftrag - und ihm gelingt ein großer Wurf. 1609 - 1612 entsteht im Stil der so genannten Weser-Renaissance eine der schönsten Rathausfassaden der Welt.
1608 werden die ersten Arbeiten aufgenommen. Der Mittelteil wird abgerissen, zuvor sind schon die Fenster verbreitert und eckig gefasst worden. An die Stelle des abgerissenen Fassadenteils wird ein mächtiger gläserner Erker gesetzt, gekrönt von einem flandrischen Giebel. Das Highlight freilich ist der wunderbare, überaus reichhaltige Fassadenschmuck - wahre Meisterwerke der Bildhauerkunst, die mit der Fülle ihrer Figuren und Reliefs, mit den Körpern, Köpfen, Engeln und Fabeltieren kaum in ihrer Gesamtheit zu erfassen sind. Eine Vielzahl von Szenen und Gestalten, deren Symbolgehalt nicht immer leicht zu entschlüsseln ist.
Siehe auch:
Lüder von Bentheim
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Neues Rathaus
Die Arkaden der Bremer Rathausfassade sind überreich geschmückt. Das Auge vermag die vielen Darstellungen auf den insgesamt elf Bögen kaum zu erfassen. Im folgendem wird das symbolträchtige Figurenprogramm detailliert beschrieben.
Über jedem Bogen findet sich rechts und links der so genannte "Zwickel", eine ebene, dreiseitig begrenzte Fläche - Platz genug für insgesamt 22 Frauenfiguren, sitzend oder liegend, viele sind nur teilweise bekleidet, manche sind hüllenlos. Jede Figur steht für eine bestimmte Geschichte oder stellt ein bestimmtes Symbol dar. Am meisten Sinn scheint die Betrachtung der Figuren von der Mitte beginnend hin zu den beiden Außenseiten zu machen. Sie verweisen auf Ziele und Tugenden des Staates in Verbindung mit den weltlichen und geistlichen Zielen, die jeder einzelne anstreben soll. Die Zwickel werden von Büsten, den "Hermen", unterbrochen, die auf Sockeln stehen.
Das Fries
Darüber liegt das Fries, geschmückt mit einander zugewandten Figuren. Die Friese, die sich außerhalb des "Mittelrisaltis" (in ganzer Höhe einer Gebäudefassade vorspringender Teil) befinden, stellen die verschiedenen Sternzeichen da. Die anderen zeigen in symbolischer Gestalt die Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sowie Klugheit, Mäßigkeit, Stärke und Gerechtigkeit Zwischen den Zwickeln lassen sich Fruchtgehänge erkennen. Unter den Fenstern Güldenkammer sind vier Wappen platziert - es sind die Wappen der Bürgermeister aus der Zeit um 1612. Zwischen den Säulen erkennt man die vier Jahreszeiten als Figursymbole.
- Die Figurendarstellungen über den Arkadenbögen - beginnend an der Westseite
- Die vier Wappen der Bürgermeister
- Die vier Jahreszeiten
- Die Schlusssteine
Anmerkung:
Für die Darstellung wurde u.a. die ausführliche Ikonologie von Rolf Gramatzki "Das Rathaus Bremen", 1994 zu Grunde gelegt.
Der Bacchuskeller des Bremer Ratskellers wurde 1620 als Weinlager erbaut. 1926 wurde nach einer Lagerverlegung dieser Teil des Ratskellers zu einem Gastraum ausgebaut. Die Bezeichnung verdankt er dem Weinkönig Bacchus, dessen Figur aus der Barockzeit noch heute auf einem Fass ("Bacchusfass") in dem Gastraum zu finden ist.
Siehe auch:
Handel und Seefahrt haben die Hansestadt Bremen entscheidend geprägt:
Es waren Bremer Kaufleute, die hier im Schnittpunkt der wichtigsten Handelsstraßen vom Rhein zur Ostsee und von der Weser zur Nordsee die Geschicke dieser Stadt bestimmt haben. In diesem Zusammenhang steht der Aufstieg Bremens zu einer – wenn auch heimlichen – Wein- Metropole in Deutschland. Die einzigartige Bedeutung des Ratskellers ist ohne seine wechselhafte Geschichte, die sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, nicht zu verstehen.
Vom Weinkeller zum Ratskeller
Sein Name hat oft gewechselt, vom "Weinkeller" zum "Stadtweinkeller" und "Ratsweinkeller" bis hin zum "Ratskeller"; sein Ruhm, eines der ehrwürdigsten und besten deutschen Weinhandelshäuser zu sein, ist in den Jahrzehnten seines Bestehens ständig gewachsen. Heute beherbergt der Ratskeller sowohl den Ratskeller-Weinverkauf als auch einen gastronomischen Betrieb in den ehrwürdigen Hallen im Keller des Bremer Rathauses.
Prunkvolle, riesige alte Weinfässer mit üppigen Schnitzereien geben dem Hauptraum eine unverwechselbare Atmosphäre. Das älteste stammt aus dem Jahr 1723. Man sitzt an zünftigen, langen Holztischen, ordert "einen Schoppen" oder wählt aus der 60seitigen Weinkarte. Wer es intimer mag, lässt sich seinen Wein oder ein gutes Essen in einer der "Priölken" servieren - das sind kleine, halbrunde Zimmerchen, die um 1600 entstanden und einst mit Öfen gewärmt wurden.
Im sogenannten Hauff-Keller ließ sich der Dichter Wilhelm Hauff 1827 zu seiner bekannten Weinnovelle "Phantasien im Bremer Ratskeller" hinreißen. Diese haben, vermutlich unter Einfluss eines guten Tropfens, den Maler Max Slevogt zu den humorvollen Fresken angeregt, die noch heute hier die Wände schmücken. Der Hauffkeller wie auch der Bacchuskeller wurden 1620 zunächst als Weinlager gebaut, sind inzwischen aber für die Gäste geöffnet.
Mehr Informationen finden Sie auf folgenden Webseiten:
- Ratskeller Weinverkauf: https://www.ratskeller.de/
- Ratskeller Gastronomie: https://www.ratskeller-bremen.de/wir/">Ratskeller
Das prunkvolle Portal war ein Geschenk des braunschweig-lüneburgischen Herzogs Julius (1528–1589) an die Stadt Bremen und wurde 1578 im Rathaus eingebaut. Die drei Frauengestalten über dem Türgericht stellen die Rechtsordnung, den Sieg und die Gerechtigkeit dar (v.l.n.r.). Herzog Julius war Bremen auch durch Geldanleihen verbunden und erhielt einige Jahre später vom Rat der Stadt erneut umfangreich Kredit.
Der Name "Collektenkammer" deutet daraufhin, dass hinter dieser Tür die bremische Steuerverwaltung ihren Sitz hatte.
Siehe auch:
Schlüsselwappen-Rhederkammer-Portal
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Tafel-Portal
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Wittheitsstuben-Portal
Eines der bekanntesten Wahrzeichen der Hansestadt sind die Bremer Stadtmusikanten. 1819 schickten die Brüder Grimm vier Tiere auf die Reisen in die Hansestadt, die als Bremer Stadtmusikanten berühmt wurden.
Obwohl sie nie in Bremen ankamen, sondern auf ihrem Weg in die Hansestadt eine Räuberbande aus ihrem Haus vertrieben und dort blieben, erinnert eine Bronzestatue von Gerhard Marcks seit 1953 an das beliebte Märchen. Gemeinsam, mit Mut und festen Zusammenhalt das fast unmögliche schaffen, davon erzählt das Märchen der tierischen Freunde.
An der etwa 2 Meter hohen Bronzestaue, die an der westlichen Seite des Bremer Rathauses steht, versammeln sich täglich Besucher:innen aus aller Welt. Esel, Hund, Katze und Hahn zu berühren soll Glück bringen.
"Zieh lieber mit uns fort nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall", lautet einer der berühmtesten Sätze aus dem Märchen. Bremen der Startpunkt für viele, die in die neue Welt auswandern wollten um dort ein besseres Leben zu führen und ihr Glück zu finden.
Heute steht das tierische Quartett für Bremen wie die Weser, der Dom, das Rathaus und der Hafen.
Der Erbauer dieses Brigg-Modells war der Bremerhavener Gerhard Wessels. Er hatte Jahre hindurch an seiner Brigg gearbeitet und ist nach Angabe der Spender des Schiffes am Tag der Fertigstellung mit Herzschlag verstorben. Das Modell mit massivem Rumpf gelangte über die mit Wessels verwandte Familie Klencke 1948 samt lebensechter Figuren an Bord ins Rathaus, aber erst im zweiten Versuch. 1940 war es dort als Geschenk noch abgelehnt worden, weil die Familie darauf bestand, ihren Namen durch einen Spenderhinweis verewigt zu sehen. Acht Jahre später war der Grund für die Abweisung offenbar nicht mehr im Blick der Rathausverwaltung. Die Klenckes bekamen ihren Willen, und das nach dem weiteren Familienmitglied "I.W.Wendt" benannte Brigg-Klotzmodell gelangte zur Aufstellung – mitsamt zweier wie folgt gravierter Schildchen:
"Erbauer: Gerhard Wessels, Bremerhaven/Stifter: Martin Klencke, Kappeln (Schlei)" und "Dem Andenken der Kapitäne Wendt u. Klencke gewidmet."
Das Besondere an dem Modell der Brigg ist neben der sehr prominenten Aufstellung der Vitrine in der unteren Wandelhalle die Ausstattung des Schiffdecks mit Figuren – somit bietet es gleich im Eingangsbereich des Neuen Rathauses auch einen unterhaltsamen Blickfang, der nicht nur bei jungen Besucher:innen sehr gut ankommt.
Am 11. Februar 1919 wählte die seit wenigen Wochen in Weimar bestehende Nationalversammlung den früheren Bremer Bürgerschaftsabgeordneten und SPD-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Ebert zu ihrem ersten Präsidenten. Er blieb bis zu seinem Tod am 28. Februar 1925 im Amt.
1952 beschloss der Senat, zu Ehren des Reichspräsidenten im Rathaus eine Bronzebüste aufzustellen. Bei der Enthüllung am 28. Februar 1953 wies Bürgermeister Wilhelm Kaisen im Beisein von Eberts Witwe darauf hin, dass Ebert 1919 an die Spitze eines ausgebluteten, wirtschaftlich vollkommen am Boden liegenden deutschen Staates gelangte und sich zäh dessen (Wieder-)Aufbau widmete. Kaisen konnte somit stimmig im noch immer von Trümmergrundstücken geprägten Bremen das Vorbildhafte Eberts und seiner Leistungen hervorheben. Er endete mit dem Wunsch, die Büste solle die Erinnerung wachrufen, dass "auch er ein Bremer Bürger war, der sich in Zeiten stürmischen Geschehens im höchsten Reichsamt bewährte und dessen Wahlspruch war: Einigkeit und Recht und Freiheit!"
Ebert wurde 1871 in Heidelberg geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Sein Vater war Schneidermeister, er selbst erlernte das Sattlerhandwerk, ging damit ab 1889 "auf Wanderschaft" und wurde mit der sozialistischen Idee bekannt. An vielen Stationen seines Weges gründete Ebert Zweigstellen des Sattlerverbandes, engagierte sich für die Rechte der Arbeiter und gelangte so unter Beobachtung des Sozialistengesetzes (1890 aufgehobenen). 1891 ließ sich Ebert in Bremen nieder und setzte sein gewerkschaftliches Engagement fort. Nach einer Zeit als Redakteur und selbstständiger Handwerker führte er von 1894 an zusammen mit seiner Frau Louise die gepachtete Schankwirtschaft "Zur guten Hilfe". Mit ihrer Heirat im selben Jahr waren beide bremische Staatsangehörige geworden, aus ihrer Ehe gingen fünf Kinder hervor. 1899 wurde Ebert in die Bürgerschaft und zum SPD-Fraktionsvorsitzenden gewählt.
Auf einem 1904 von ihm in Bremen geleiteten Parteitag konnte sich Ebert, dessen Schwerpunkt die Sozialpolitik war, weiter profilieren. Im Jahr darauf zog die Familie nach Berlin, wo Ebert 1913 Mitvorsitzender der SPD und später Mitglied der letzten Regierung vor Einführung der Demokratie 1919 wurde.
Siehe auch:
Wandelhalle
Neben den Reichs- und Bundespräsidenten Ebert und Heuss darf der Bremer Karl Carstens nicht fehlen. Seine Bronzebüste schuf der Bildhauer Ernemann Sander 2003 nach einem Gipsabdruck seines eigenen Werkes.
Carstens kam 1914 unweit des Bürgerparks in der Fitgerstraße zur Welt und besuchte später das Alte Gymnasium. Nach Jurastudium, Referendariat, Promotion und Kriegsdienst bei der Flugabwehr arbeitete er von 1945 an als Anwalt in Bremen und wurde 1949 Berater des Senats und Bevollmächtigter beim Bund. 1954 wechselte er in den diplomatischen Dienst und wurde als Fachmann für Europafragen im Auswärtigen Amt 1960 zum Staatssekretär und Stellvertreter des Bundesaußenministers ernannt. Parallel dazu lehrte Carstens 1960–73 Staats- und Völkerrecht als ordentlicher Professor der Universität Köln. Seit 1972 gehörte Carstens der CDU-Fraktion des Bundestags an und hatte von 1973 bis zu seiner Wahl zum Bundestagspräsidenten 1976 deren Vorsitz inne. 1979 wurde Carstens fünfter Präsident der Bundesrepublik (bis 1982) und galt wegen seiner auch öffentlich praktizierten Wanderlust als volksnaher "Wanderpräsident".
Außer seiner Zeit als Bremens Bevollmächtigter beim Bund hatte Carstens 1945–47 als Berater und Mitarbeiter des Bremer Bürgermeisters und Justizsenators Theodor Spitta bei der Ausarbeitung der Bremer Verfassung mitgewirkt und Bürgermeister Kaisen 1950 in den USA bei den Verhandlungen zur Wiederzulassung des deutschen Schiffbaus unterstützt. Carstens verstarb 1992 und wurde auf dem Riensberger Friedhof beigesetzt.
Carstens war drei Jahrzehnte jünger als sein erster Vorgänger im Amt des Bundespräsidenten und 19 Jahre alt, als 1933 zu Beginn der NS-Zeit Theodor Heuss' Bücher öffentlich verbrannt wurden. Während der Ältere in der Diktatur kaltgestellt und zum Wegducken verdammt war, musste der Jüngere Studium und Kriegseinsatz im offenen Blickfeld der Zwangsideologie absolvieren. Wie genau er sich dabei zum NS-System verhielt, ist unterschiedlich bewertet worden.
1949 wurde Theodor Heuss zum ersten Präsidenten der Bundesrepublik gewählt und blieb es bis zum Ende seiner zweiten Amtszeit 1959. Wenige Tage nach Heuss' Tod am 12. September 1963 beschloss der Senat, dem Verstorbenen im Bremer Rathaus dauerhaft ein ehrendes Andenken einzurichten. Die Wahl fiel 1965 auf diese von Gerhard Marcks geschaffene Bronzebüste.
Dass der Präsident bundesweit nicht ganz unbeliebt gewesen sein kann, davon zeugt allein sein volksmundlicher Name "Papa Heuss", und wenn er sich dem Land Bremen gegenüber als sehr zugeneigt zeigte, dann dürfte es vor allem an seiner freundschaftlichen Verbindung zu Bürgermeister Wilhelm Kaisen gelegen haben. Als einer der wenigen Ausnahmefälle von der traditionellen Regel, dass die "Stiftung Haus Seefahrt" Auswärtige je nur einmal zur Schaffermahlzeit lädt, war Heuss zweimal Ehrengast (1952 und 1955).
1884 im württembergischen Brackenheim geboren, studierte Heuss nach dem Abitur in Heilbronn in München und Berlin u.a. National-ökonomie (heute: Volkswirtschaftslehre), Philosophie und Kunstgeschichte. Schon als Schüler hatte er sich für die Lehre und Arbeit des Theologen und liberalen Politikers Friedrich Naumann (1860–1919) begeistert und engagierte sich später in vielen von dessen publizistischen, kulturellen und politischen Initiativen. Heuss war in den 1920er Jahren zumeist gleichzeitig als Reichstagsabgeordneter, Publizist, Journalist Ωund Verbandsfunktionär aktiv (Deutscher Werkbund, Schutzverband deutscher Schriftsteller). Seit 1930 bekämpfte er mit Reden, Vorträgen und Schriften den erstarkenden Nationalsozialismus und besonders dessen Anführer, Adolf Hitler. Als dieser 1933 an die Macht kam, musste Heuss fast alle Tätigkeiten aufgeben und konnte sich nur noch in Nischen und, wenn überhaupt, unkritisch der NS-Ideologie gegenüber äußern. Auch das sozial-politische und christliche Engagement seiner Frau Elly Heuss-Knapp (1881–1952) war in der NS-Zeit unmöglich. Sie hielt die Familie wirtschaftlich mit der Produktion von Werbetexten (und Radiospots sowie Jingles) über Wasser (u.a. für "Nivea" und Kaffee Hag mit der Marke "Kaba, der Plantagentrank").
Nach dem Ende der NS-Zeit erhielt Theodor Heuss von der US-Militärregierung die Lizenz für die "Rhein-Neckar-Zeitung" und engagierte sich zusammen mit seiner Frau erneut und sehr aktiv für liberale Politik (DVP/FDP). 1948 wurde er zu einem maßgeblichen Mitglied des Parlamentarischen Rats zur Ausarbeitung des Grundgesetzes und legte mit seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1949 das Amt des FDP-Bundesvorsitzenden nieder.
Einige Wochen vor seiner Enthüllung am 25. November 1952 war dieses Bronzerelief zu Ehren eines der bedeutendsten deutschen Städteplaners, Architekten und Publizisten seiner Zeit noch einmal Thema einer Senatssitzung. Bürgermeister Kaisen meinte, es könne doch sehr stimmig in einem späteren Neubau der Bauverwaltung hängen. Doch dazu kam es nicht, und bis heute gibt es gute Gründe, dass das Relief zu Ehren des in Bremen geborenen Fritz Schumachers weiter im Rathaus hängt – zum Beispiel die Künstlerin: Clara Rilke-Westhoff (1878–1954) ist eine der wenigen Frauen, die zur künstlerischen Ausstattung des Rathauses beitrugen, denn zu ihren Lebzeiten war es fast nur Männern möglich, ihr Leben der Kunst widmen zu können. Neun Jahre jünger als der von ihr dargestellte Schumacher, ist sie wie dieser in Bremen geboren und anschließend zur Ausbildung nach München gegangen. Sie, um sich zur Malerin ausbilden zu lassen, und er für den Besuch der Technischen Hochschule. 1896 schloss Schumacher dort sein Architekturstudium ab. Er begann seine erste Anstellung im Münchener Büro seines frühen Förderers Gabriel von Seidl und wechselte dann ins Stadtbauamt nach Leipzig. 1901 wurde er Professor an der TU Dresden und wurde 1909 Baudirektor in Hamburg.
Nach ihrer Münchener Zeit hatte sich Clara Rilke-Westhoff zu einer der frühen deutschen Bildhauerinnen entwickelt und war Teil der Künstlerkolonie Worpswede geworden. 1919 siedelte sie gemeinsam mit ihrer Tochter nach Fischerhude über. Zu dieser Zeit galt Fritz Schumacher bereits als Koryphäe seines Fachs und stand vor einem dreijährigen Engagement der Stadt Köln. Von 1923 an wirkte er als Oberbaudirektor erneut in Hamburg, bis er 1933 von der NS-Verwaltung zwangsweise in den Ruhestand versetzt wurde. Schumachers Verbindung zu seiner Heimatstadt war nie abgerissen. Nach Gewinn eines Architektenwettbewerbs hatte er 1908 dort das monumentale (nicht mehr erhaltene) Franzius-Denkmal am Ende der Wachtstraße gebaut, aber im selben Jahr für den Bau des Neuen Rathauses das Nachsehen gegen seinen früheren Lehrer von Seidl. In den 1920er Jahren beriet Schumacher Bremen häufig in planerischen Fragen – seinen eigenen Aussagen nach meist als Verhinderer starker Eingriffe in die bestehende Stadtstruktur. So warnte er vehement vor einer Durchbruchstraße entlang der Bischofsnadel und stellte sich gegen übergroße Bauvorhaben in den Wallanlagen. 1947 verstarb Schumacher hochgeehrt in Hamburg.
Aus Anlass einer Städtebautagung in Bremen wurde 1949 eine posthume Würdigung Schumachers durch die Stadt beschlossen. Der Auftrag ging in erfahrene Hände nach Fischerhude, wo Clara Rilke-Westhoff weiterhin in ihrem Wohnhaus mit Atelier lebte und sich als Bildhauerin und dann auch als Malerin einen Namen gemacht hatte.