Lüder von Bentheim (1555 - 1613) gilt als bedeutender Architekt der Weserrenaissance. Er erhielt Anfang des 17. Jahrhunderts den Auftrag , eine neue Fassade für das alte Bremer Rathaus zu entwerfen. 1608 begannen die ersten Arbeiten für die repräsentative Schauseite des Rathauses. Es entstand ein schmuckvoller Wandteppich in eindrucksvoller Bildsprache.
Siehe auch:
Altes Rathaus
Am 1. Juni 1646 – wurde Bremen im "Linzer Diplom" von Kaiser Ferdinand III. zur unmittelbaren freien Reichsstadt erhoben – Grundlage der bis heute andauernden Bremer Unabhängigkeit.
Fünf Meter hoch ragt diese mächtige Bodenstanduhr zwischen dem mittleren und nördlichen Westfenster in die Höhe der Oberen Halle. Der Bremer Uhrmacher Georg Christoph Meybach hat sie im Auftrag des Rates 1739 aus seiner Werkstatt geliefert. Der Eichenholzkasten ist mit Nussbaum furniert und mit Schnitzwerk und Vergoldungen versehen.
Die Uhr zählt fünf Werke, die zusammen 76 Kilogramm schwer sind. Neben den Stunden, Minuten und Sekunden zeigt das Gehwerk mit einer Gangdauer von zwei Wochen das volle Datum samt Wochentag und Mondphase an. Zwei weitere Werke sind zuständig für das Schlagen der halben und vollen Stunden, für Musik sorgen das Viertelstundenglockenspielwerk mit zehn Bronzeglocken und das Große Glockenspielwerk mit 24. Die beiden Klangwerke können viele verschiedene Lieder und Märsche spielen, weshalb die Uhr, wenn alle Spielfunktionen aufgezogen und angestellt sind, die Stunde über längere Zeit Töne und Melodien von sich gibt, als ruhig im Sekundentakt zu ticken.
1903 wird ein Wettbewerb für einen Erweiterungsbau ausgeschrieben - dem Senat fehlen für gewachsene Aufgaben geeignete Räume. Alt- und Neubau sollen sich jedoch zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenfügen - keine leichte Aufgabe für einen Architekten. Gabriel von Seidl erhält 1906 den Auftrag und entwirft ein Haus, das den Vorgaben und Ansprüchen des Senats hervorragend gerecht wird. Ihm gelingt es, dem mittelalterlichen Hallenbau die Dominanz zu lassen, Altes und Neues in einen wunderbaren Einklang zu bringen. Behutsam ordnet er den dreimal so großen Neubau dem Altbau unter, verzichtet auf üppige ornamentale Ausstattung. Dezent und verhalten wirkt der Fassadenschmuck, nur sparsam werden einzelne Elemente hervorgehoben. Die Nordfassade erhält eine zweigeschossige, hervorspringende Fenstergruppe mit einem schwungvollen Giebel. Die neuen Dächer werden tiefer gelegt als das alte Kupferdach.
Siehe auch:
Gabriel von Seidl
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Altes Rathaus
Sie heißt schlicht: Die Obere Halle. Der profane Name verbirgt zunächst, dass es sich hier um Bremens schönsten, repräsentativsten Festsaal handelt. Jahrhunderte lang tagte hier der Rat der Stadt. Hier wurden Entscheidungen zum Wohle der Stadt getroffen, Verträge geschlossen, Recht gesprochen und Abgesandte anderer Länder empfangen. Die prachtvoll ausgestattete Obere Rathaushalle – schlicht Obere Halle genannt – ist Bremens schönster und repräsentativster Raum. Die Obere Halle strahlt eine beeindruckende feierliche Würde aus. Was auch immer die Faszination begründet: Dieser einzigartige Raum , einst von dem Dichter Rudolf Alexander Schröder als Heiligtum bremischen Bürgerstolzes bezeichnet, sucht seinesgleichen.
Siehe auch:
Orlogschiffe
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Güldenkammer - außen
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Güldenkammer - innen
Sollte es sich um einen verkleinerten Nachbau einer einmal wirklich vom Stapel gelaufenen und gefahrenen Fregatte entstanden sein, dann ist deren Name vergessen. Die Bezeichnung des Modells als "Bremer Wappen 1750" leitet sich ab vom Bremer Schlüssel und der Jahreszahl "1750" in dem von zwei Löwen gehaltenen Wappen, das am unteren Teil des Heckspiegels zu sehen ist. Das Schiff ist schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Bremer Rathaus belegt und war wie "De grote Jung" 1900 in der Deutschen Schifffahrts-Ausstellung im Rahmen der Pariser Weltausstellung zu sehen. Das Schiff hat insgesamt 62 Kanonen an Bord und am Vordersteven unter dem Bugspriet einen aufrecht stehenden Krieger mit einer Lanze in der linken Hand. Sie ersetzt ein Kurzschwert, das eigentlich zu dem Mann gehörte, ihm aber im Laufe der Zeiten abhanden gekommen ist.
Siehe auch:
Orlogschiffe
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Orlogschiff - De grote Jung (1779)
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Orlogschiff - Das Älteste
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Orlogschiff - Die Johan Swarting
Drittes Orlogschiff Das Älteste wird dies Modell genannt. 1876 wurde es vom alten Seefahrtshof der Stiftung Haus
Seefahrt aus der Hutfilterstraße zusammen mit der Johann Swarting unentgeltlich dem Staat überlassen und ins Rathaus gebracht.
Die größeren seiner 34 Kanonen sind aus Bronze und wurden in früheren Zeiten zu Schauzwecken geladen und abgefeuert. Am Heck des Schiffes fällt eine Figur auf. Es ist der Fahnenschwinger und zugleich das letzte verbliebene Besatzungsmitglied an
Bord. Vor 1969 sind noch vier weitere Seeleute belegt, aber sie gingen seither unter nicht genau geklärten Umständen verloren.
Das Älteste ist nicht datiert und könnte seiner Bauart nach frühestens aus dem späten 16. Jahrhundert stammen. Schiffsmodelle mit Figuren als Besatzung sind im Schütting jedenfalls bereits um 1600 belegt.
Siehe auch:
Orlogschiffe
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Orlogschiff - De grote Jung (1779)
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Orlogschiff - Bremer Wappen 1750
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Orlogschiff - Die Johan Swarting
Das ganz im Westen der Halle hängende Modell stammt aus dem Nachlass des Bremer Architekten Johann Georg Poppe (1837–1915), war aber bereits 1893 in die Obere Halle gelangt. Das schiffbaulich sehr gut gearbeitete Spantenmodell mit Bremer Speckflagge zeigt den Typ eines französischen oder englischen Linienschiffs des 18. Jahrhunderts und wurde 1900 auf der Pariser Weltausstellung gezeigt. Seine Bewaffnung umfasst insgesamt 88 Kanonen und eine wehrhaft mit Lanze und Wappenschild dargestellte Brema als Galionsfigur.
Siehe auch:
Orlogschiffe
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Orlogschiff - Bremer Wappen 1750
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Orlogschiff - Das Älteste
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Orlogschiff - Die Johan Swarting
Viertes Orlogschiff Die Johan Swarting verdankt ihren Namen und ihre Datierung Anno 1650 der Inschrift am Heckspiegel des Schiffes. Dort prangt mit dem Doppeladler auch das Wappen der bremischen Kaufmannschaft, das die Handelskammer bei ihrer Einrichtung 1849 übernommen hat und das auch groß über dem Portal der Schüttingfassade zu sehen ist.
Vermutlich hatte die Johann Swarting ursprünglich im Haus Haus Schütting gehangen, bevor sie in den Seefahrtshof an der Hutfilterstraße gelangte. 1876 kam sie durch Schenkung in die Obere Halle. Dort ist sie mit ihren 4,40 Metern das längste der vier Schiffe. Ihr Rumpf ist nicht als Spantenbau, sondern aus massivem Eichenholz als Klotzmodell gebaut.
Das gibt dem Schiff mehr Festigkeit und ermöglicht es, dass die unmaßstäblich großen Kanonen zu besonderen Festanlässen tatsächlich geladen und abgefeuert werden konnten.
Siehe auch:
Orlogschiffe
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Orlogschiff - De grote Jung (1779)
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Orlogschiff - Bremer Wappen 1750
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Orlogschiff - Das Älteste
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Orlogschiff - Die Johan Swarting
Unter den vielen Kunstwerken und stadtgeschichtlich bedeutsamen Objekten der Oberen Rathaushalle ragen die vier in einer Linie hängenden Schiffsmodelle sowohl als Ensemble wie als einzelne Blickfänge besonders hervor. Die beiden östlichen sind deutlich älter als die zwei anderen und stammen ursprünglich aus dem Haus Schütting. Alle vier haben Kanonen an Bord und werden Orlogschiffe genannt – Oorlog ist das niederländische Wort für Krieg. Zum Schutz ihrer Handelsflotte organisierten die Hansestädte immer wieder militärisch bewaffnete Begleitschiffe. Alle vier Modelle wurden im Laufe der Zeit mehrfach restauriert und 1942 zum Schutz vor Zerstörung während der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs ins Bremer Umland ausgelagert.
Siehe auch:
Orlogschiff - De grote Jung (1779)
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Orlogschiff - Bremer Wappen 1750
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Orlogschiff - Das Älteste
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Orlogschiff - Die Johan Swarting
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Obere Rathaushalle
Der Ratskeller ist das "köstliche Fundament" des gotischen Rathauses. Seit 1405 wird hier Wein ausgeschenkt. Heute können die Besucherinnen und Besucher aus rund 600 verschiedenen Weinen wählen, die ausnahmslos aus deutschen Weinbaugebieten stammen.
Handel und Seefahrt haben die Hansestadt Bremen entscheidend geprägt:
Es waren Bremer Kaufleute, die hier im Schnittpunkt der wichtigsten Handelsstraßen vom Rhein zur Ostsee und von der Weser zur Nordsee die Geschicke dieser Stadt bestimmt haben. In diesem Zusammenhang steht der Aufstieg Bremens zu einer – wenn auch heimlichen – Wein- Metropole in Deutschland. Die einzigartige Bedeutung des Ratskellers ist ohne seine wechselhafte Geschichte, die sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, nicht zu verstehen.
Vom Weinkeller zum Ratskeller
Sein Name hat oft gewechselt, vom "Weinkeller" zum "Stadtweinkeller" und "Ratsweinkeller" bis hin zum "Ratskeller"; sein Ruhm, eines der ehrwürdigsten und besten deutschen Weinhandelshäuser zu sein, ist in den Jahrzehnten seines Bestehens ständig gewachsen. Heute beherbergt der Ratskeller sowohl den Ratskeller-Weinverkauf als auch einen gastronomischen Betrieb in den ehrwürdigen Hallen im Keller des Bremer Rathauses.
Prunkvolle, riesige alte Weinfässer mit üppigen Schnitzereien geben dem Hauptraum eine unverwechselbare Atmosphäre. Das älteste stammt aus dem Jahr 1723. Man sitzt an zünftigen, langen Holztischen, ordert "einen Schoppen" oder wählt aus der 60seitigen Weinkarte. Wer es intimer mag, lässt sich seinen Wein oder ein gutes Essen in einer der "Priölken" servieren - das sind kleine, halbrunde Zimmerchen, die um 1600 entstanden und einst mit Öfen gewärmt wurden.
Im sogenannten Hauff-Keller ließ sich der Dichter Wilhelm Hauff 1827 zu seiner bekannten Weinnovelle "Phantasien im Bremer Ratskeller" hinreißen. Diese haben, vermutlich unter Einfluss eines guten Tropfens, den Maler Max Slevogt zu den humorvollen Fresken angeregt, die noch heute hier die Wände schmücken. Der Hauffkeller wie auch der Bacchuskeller wurden 1620 zunächst als Weinlager gebaut, sind inzwischen aber für die Gäste geöffnet.
Mehr Informationen finden Sie auf folgenden Webseiten:
- Ratskeller Weinverkauf: https://www.ratskeller.de/
- Ratskeller Gastronomie: https://www.ratskeller-bremen.de/wir/
Siehe auch:
Bacchuskeller
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Hauffkeller
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Wilhelm Hauff
Das bremische Symbol für Freiheit
Die Rolandsstatue vor dem historischen Rathaus gilt als eines der bekanntesten Wahrzeichen von Bremen. Mit einer Höhe von mehr als 10 Metern ist der Ritter auf dem Marktplatz die größte freistehende Statue des deutschen Mittelalters und gehört seit 2004 zum UNESCO-Welterbe.
Der im Jahre 1404 errichtet steinerne Bremer Roland, ist eine der ältesten und repräsentativsten Rolandstatuen, die einst als Symbol für Freiheit und Marktrecht auf Marktplätzen in Mitteleuropa errichtet wurden. Sie nimmt Bezug auf eine historische Persönlichkeit, nämlich einen Paladin (Begleiter) von Kaiser Karl dem Großen. Der Roland in Bremen soll deutlich machen: Der Kaiser ist Gründer der Stadt, er hat ihr Rechte und Privilegien verliehen.
Die ca. 5,5 Meter hohe Figur steht auf einem 60 Zentimeter hohen, gestuften Podest. Im Rücken wird sie von einem Pfeiler gestützt, der von einem gotisch ornamentierten Baldachin gekrönt wird. So erreicht das Denkmal eine Gesamthöhe von 10,21 Metern und ist damit die größte freistehende Statue des deutschen Mittelalters.
Roland und Rathaus in Bremen sind Welterbe der Menschheit, weil sie als außergewöhnliches Zeugnis für bürgerliche Autonomie und Souveränität stehen, wie sie im Laufe von Jahrhunderten in Europa entstanden. Und sie reflektieren in ihrer Symbolik bis heute den eigenständigen Status des Stadtstaates Bremen.
Die Schaffermahlzeit ist ein besonderes Festmahl in der Oberen Rathaushalle zugunsten der Stiftung Haus Seefahrt . Sie besteht seit über vier Jahrhunderten . Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Mitglieder des Hauses Seefahrt speisen über Stunden nach einem festgelegten Ritual, zu dem auch zahlreiche Redebeiträge gehören.
Zwei Löwen legen ihre Pranken auf das Wappenschild mit dem Bremer Schlüssel und über allem schwebt, mit einem weiteren Schlüssel in der Hand, ein dritter. Die Inschrift unter dem um 1650 geschnitzten und neu eingebauten Portal mahnt lateinisch die Ratsherren, ihre Meinung offen und frei zu äußern, sich dabei aber nicht von ihren Leidenschaften leiten zu lassen.
Hinter dieser Tür lag das erste Versammlungszimmer der "Wittheit", wie der Rat genannt wurde, wenn alle amtierenden und nichtamtierenden Mitglieder gemeinsam tagten. Später war es als "Rhederkammer" der Ort der historischen Bremer Finanzverwaltung.
Siehe auch:
Braunschweiger Collektenkammer-Portal
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Tafel-Portal
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Wittheitsstuben-Portal
Willkommen im Senatssaal, dem Sitzungszimmer des Senats der Freien Hansestadt Bremen, dem Herzstück bremischer Exekutive. Unter dem Vorsitz des Bürgermeisters (m/w/d) tagen hier die von der Bürgerschaft gewählten Mitglieder der Landesregierung.
Für die Decke über ihren Köpfen entwarf der Architekt Gabriel von Seidl für den Stuck des Deckenschmucks die vier Jahreszeiten. Sie sind als Symbole für ewige Wiederkehr und göttliche Schöpfung anzusehen. Im übertragenen Sinne schauen sie von dort auf die Senatsmitglieder herab, weil deren Entscheidungen allein vom Gedanken an Dauerhaftigkeit und im Bewusstsein des Wohles der Bremer Allgemeinheit getragen sein sollen.
Im Teppich zu den Füßen der Regierung windet sich eine blühende Ranke durch zwei einander abwechselnde Motivfelder. Sie zeigen die gewürfelt dargestellten bremischen Farben Weiß und Rot und einen gotischen Schlüssel (mit vierpassiger Reite), so wie ihn die Stadt seit 1366 im Wappen führt. Das Symbol des Schlüssels ist der Bezug zum Heiligen Petrus als Patron des Bremer Doms. Zur Unterscheidung vom erzbischöflichen Wappen mit zwei gekreuzten Schlüsseln, zeigt die Stadt nur einen Schlüssel (mit nach oben gewendetem Bart).
Die Raumwirkung des Saales ist im Wesentlichen noch dieselbe, die er bei der Einweihung des Neuen Rathauses im Jahr 1913 hatte. Dies mag wegen seiner vom Architekten Gabriel von Seidl vorgesehenen und nahezu durchgängigen Nutzung als Sitzungszimmer des Senats nicht verwundern, doch ist es angesichts eines radikalen Bruchs in der NS-Zeit keinesfalls selbstverständlich: 1939 hatte der "Regierende Bürgermeister" und ranghohe SA-Führer Heinrich Böhmcker (1896–1944) den nach Abschaffung der demokratischen Verfassung 1933 politisch bedeutungslos gewordenen Raum als sein Dienstzimmer einrichten lassen. Glücklicherweise nahm der als brutaler Schläger bekannt gewordene Böhmcker außer dem Austausch des Mobiliars und Zimmerschmucks (mit "Führerbild", metallenem Schmuck- Globus u.a.) nur zwei gravierende Veränderungen vor. Er ließ die vier Kristallleuchter zugunsten einer neu angefertigten Bürobeleuchtung abnehmen, und im gleichen Zuge verschwand auch die große zentrale Sonne (u.a. zugunsten neuer Elektroleitungen) aus der Stuckdecke. Beide Maßnahmen ließen sich nach Ende der NS -Diktatur kurzfristig rückgängig machen. Gar nicht erst zur Umsetzung gelangte Böhmckers Idee, das äußere Türportal zu verändern.
Und so blieben die fünf vergoldeten Großbuchstaben "SENAT" unberührt. Doch faktisch prangten sie dort von 1933 bis 1945 inhaltsleer und damit im Grunde wie zum Hohn der durch Jahrhunderte mühsam verteidigten bremischen Freiheiten. Was für jede einzelne religiös oder politisch verfolgte Person galt, das galt auch für jedes Gemeinwesen vom Dorf bis zum besetzten
europäischen Flächenstaat: im Zugriffsbereich des menschenverachtenden NS - Systems und seinen millionenfach mordenden Vertretern gab es keinen sicheren Ort.
Siehe auch:
Die Porträtierten haben je ihre eigene und sehr unterschiedliche Bedeutung für die Stadtgeschichte. Während "CAROLUS MAGNUS" als Karl der Große vor allem im Nachhinein als der Kaiser an Bremens Wiege dargestellt wurde, ist z.B. bei dem Staufer Friedrich I. ("Rotbart") sehr konkreter Einfluss auf die bremischen politischen Verhältnisse nachweisbar. 1186 beurkundete er in Gelnhausen seine Entscheidung, dass in Bremen die Regierungsgewalt allein beim Kaiser und bei der Bürgerschaft liege und dass fortan auch in Bremen die Regel zur Anwendung gelangte, nach der Leibeigene als "frei" galten, wenn sie ein Jahr und einen Tag lag unbescholten in der Stadt gelebt hatten. Ihm am Fenster gegenüber hängt der Habsburger Karl V., der Bremen ebenfalls diverse Privilegien und Rechte gewährte, so 1541 das Münzrecht, die Gerichtsbarkeit und die Ausdehnung der Regentschaft des Rates auch im außerhalb der Befestigung gelegenen bremischen Landgebiet. Dazu wurden für die Stadt günstige Handelsbestimmungen ("Stapelrechte") garantiert und ebenso die wichtige Hoheit über die Unterweser.
Doch führte Bremen auch Krieg gegen Karl V. Die Stadt war Mitglied des Schmalkaldischen Bundes, in dem protestantische Mächte vereint gegen den katholischen Kaiser und dessen Verbündete kämpften. Der Bund verlor zwar den Krieg, aber Bremen konnte 1547 durch seine gute Befestigung einer kaiserlichen Belagerung standhalten. Darüber hinaus kämpften Soldaten der Stadt anschließend in der siegreichen Schlacht bei Drakenburg, in deren Folge sämtliche kaiserliche Truppen aus Norddeutschland abzogen. Während die Gesichter Karls des Großen und Friedrichs I. aus der ersten Serie reine Fantasieproduktionen darstellen, zeigen die Bilder von Karl V. an deutliche Ähnlichkeit mit weiteren Bildnissen der Zeit und sind nach Stichen oder anderen Vorlagen entstanden. Besonders realistische Züge trägt Franz II., der jüngste der Reihe und letzte Kaiser des alten Reichs. Als dieses dem militärischen Druck Napoleons 1806 nichts mehr entgegen setzen konnte und politisch zum völligen Stillstand gekommen war, legte er die Krone ab und nannte sich fortan als Franz I. "Kaiser von Österreich". Vier weitere der insgesamt 19 Bilder hängen im Galerieflur zum Kaminsaal – die übrigen sieben sind nicht gezeigt, darunter das Porträt des Habsburgers Ferdinand III. (1637–57), während dessen Regentschaft Bremen mit dem "Linzer Diplom" im Jahr 1646 die endgültige kaiserliche Anerkennung seiner Reichsfreiheit erlangte.">Kaiserbildnisse
Das Rathaus ist Sitz des Präsidenten des Senats, des Regierungschefs des Bundeslandes Freie Hansestadt Bremen, bestehend aus den Städten Bremen und Bremerhaven.
Eines der bekanntesten Wahrzeichen der Hansestadt sind die Bremer Stadtmusikanten. 1819 schickten die Brüder Grimm vier Tiere auf die Reisen in die Hansestadt, die als Bremer Stadtmusikanten berühmt wurden.
Obwohl sie nie in Bremen ankamen, sondern auf ihrem Weg in die Hansestadt eine Räuberbande aus ihrem Haus vertrieben und dort blieben, erinnert eine Bronzestatue von Gerhard Marcks seit 1953 an das beliebte Märchen. Gemeinsam, mit Mut und festen Zusammenhalt das fast unmögliche schaffen, davon erzählt das Märchen der tierischen Freunde.
An der etwa 2 Meter hohen Bronzestaue, die an der westlichen Seite des Bremer Rathauses steht, versammeln sich täglich Besucher:innen aus aller Welt. Esel, Hund, Katze und Hahn zu berühren soll Glück bringen.
"Zieh lieber mit uns fort nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall", lautet einer der berühmtesten Sätze aus dem Märchen. Bremen der Startpunkt für viele, die in die neue Welt auswandern wollten um dort ein besseres Leben zu führen und ihr Glück zu finden.
Heute steht das tierische Quartett für Bremen wie die Weser, der Dom, das Rathaus und der Hafen.
Das Erste Obergeschoss des Neuen Rathauses wird im Alltag häufig auch "Marmoretage" genannt. Der Grund dafür ist der schwarz-weiß-rotbraun gemusterte Marmorbodenbelag, der vom Festtreppenhaus links herum bis zum Kaminsaal führt. Besonders treffend ist der Begriff für die dazwischen gelegene "Obere Wandelhalle", denn an ihrer Ostwand und ebenfalls aus Marmor geschaffen steht eines der bedeutendsten Kunstwerke des Rathauses: die von Carl Steinhäuser geschaffene Statue des Bremer Bürgermeisters Johann Smidt.
Steinhäuser wurde 1813 in Bremen geboren und verließ nach einer Lehre die Stadt für die Aufnahme an der Königlich Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Von 1835 an lebte und arbeitete er in Rom, wo er 1847 im Auftrag von Mitgliedern von Senat und Bürgerschaft die Arbeit an der Marmorstatue zur Ehrung Johann Smidts begann.
Der in Bremen als Sohn des Pastors von St. Stephani 1773 geborene Smidt gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Im Alter von nur 27 Jahren war er 1800 in den Senat gewählt worden und hatte sich vor allem der bremischen Außenpolitik gewidmet. Dass die Hansestädte nach Ende der französischen Besetzung und Eingliederung ins napoleonische Kaiserreich mit Gründung des Deutschen Bundes 1815 ihre vormalige Selbstständigkeit behaupten konnten, war auch seinem Verhandlungsgeschick zu danken. Smidts enormes strategisches Talent zeigte sich ebenso im Vorfeld der 1827 erfolgten Gründung Bremerhavens.
Doch bei aller staatsmännischer Weitsicht agierte Smidt auf anderen politischen Feldern vielfach rückwärts gewandt. Er verteidigte die seit Jahrhunderten hergebrachte Ordnung der Stadt mit allen Mitteln und erreichte nach dem Scheitern der Deutschen Revolution von 1848/49, dass die junge demokratische Verfassung Bremens zurückgenommen wurde. Auch in religiöser Hinsicht hatte Smidt klare Vorstellungen: Der studierte Theologe war ein strenger Verfechter der kirchlichen Einheit Bremens als rein evangelisch-reformierte Stadt. Erst von 1807 an erhielten einige Katholiken Zugang zum Bürgerrecht und erst die Verfassungen 1848/54 schufen die Möglichkeit, dass auch Juden bremische Staatsbürger werden konnten. Deren Ansiedlung im bremischen Stadtgebiet hatte Smidt zuvor immer wieder zu verhindern gewusst – und damit liberale Kräfte vor den Kopf gestoßen. Unter dem Titel "Verehrung und Distanz – Bremens Andenken an Bürgermeister Johann Smidt" veranstalteten das Staatsarchiv und die Historische Gesellschaft Bremens anlässlich des 150. Todestages 2007 eine Fachtagung, um in deren Rahmen die Folgen seines Wirkens für Bremen und die Schwesterstädte Hamburg und Lübeck während der Zeit des Deutschen Bundes in den Blick zu nehmen (die Beiträge sind nachzulesen im "Bremischen Jahrbuch", Band 87 [2008] und ebenso online in den "Digitalen Sammlungen" der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen).
Smidt gehörte mehr als 50 Jahre dem Senat an und hatte am Ende viele Gegner in der Stadt. Aber trotz aller Opposition gegen ihn kam es 1846 dennoch zu dem erwähnten Beschluss, dass Carl Steinhäuser ein Standbild Smidts für das Rathaus schaffen solle. Die fertige Statue erreichte Bremen drei Jahre später. Da sich der Geehrte eine Aufstellung zu seinen Lebzeiten verbeten hatte, lagerte sein marmornes Abbild weiter in einer Kiste. Smidt verstarb am 7. Mai 1857. Drei Jahre später erfolgte am 5. November 1860, Smidts Geburtstag, die feierliche Enthüllung und Präsentation von Steinhäusers hervorragender Arbeit in Carrara-Marmor.
Siehe auch:
Wandelhalle
Der Zahn der Zeit aber macht auch vor dem Rathaus nicht Halt.
Immer wieder muss erhalten und ausgebessert werden.
Die Mittel dafür sind knapp aber mit einer Patenschaft für einen Stuhl können Bürgerinnen und Bürger sowie Firmen helfen.
Mehr Informationen finden Sie hier:
https://www.welterbe.bremen.de/unterstuetzen-1477
Das Portal heißt nach der Steintafel aus dem Jahr 1491. Ihre Inschrift enthält eine lateinische Übersetzung von zwölf weisen
Regeln guten Stadtregiments. Die erste lautet, dass für Eintracht unter der Bevölkerung zu sorgen ist und die letzte erinnert daran, stets beiden Seiten Gehör zu gewähren. Die Holzarbeiten entstanden 1902/03.
Bis Mitte des 16. Jahrhunderts erfolgte der alleinige Zugang zur Obere Halle durch diese Tür, die nach einem Vorplatz zu einer Außentreppe zum Liebfrauen-Kirchhof führte. Die Treppe wurde 1532 zugunsten einer Wendeltreppe zur Unteren Halle abgebrochen.
Siehe auch:
Braunschweiger Collektenkammer-Portal
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Schlüsselwappen-Rhederkammer-Portal
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Wittheitsstuben-Portal